Mehr Montagegerechtigkeit

Reinhold Kober, Chefredakteur GFF - © Foto:privat

Der Begriff hallt nach, finden Sie nicht? Ich musste die Zusammenfassung des Vortrags von Prof. Michael Lange auf der Fassade 19 ( GFF 4/19, S.32 ff.) zweimal lesen, der Mitbegründer der Unabhängigen Berater für Fassadenplanung (UBF) machte die Kongressteilnehmer in den Räumen der Augsburger HWK mit den wichtigsten Inhalten – und vor allem Anforderungen – des RAL-Montageleitfadens für Vorhangfassaden vertraut. Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich brauchen wir Ausführungsbestimmungen am Bau, zumal bei sicherheitsrelevanten Gewerken wie der Fassade; auch wenn immer mal wieder ausländische Mitspieler kritisieren, dahinter verstecke sich bisweilen das knallharte wirtschaftliche Interesse, den Markt so gut wie möglich in der eigenen, deutschen Hand zu behalten. Die Krux, die all die Leitfäden, Normenkommentierungen und Merkblätter in der Regel eint, ist, dass die versammelte Ratgeberschar aus der Sicht des Praktikers gelegentlich allzu beckmesserisch die Einhaltung von Montagedetails fordert, mit denen die Koautoren, wenn überhaupt, selbst höchstens im Zuge von großzügig honorierten Sachverständigen-Gutachten in Berührung kommen. Damit verbunden ist nicht selten die gezielte Übertragung von Verantwortung, gerne weg vom Hersteller und Fördermitglied in diversen Institutionen, auf die Schultern des unter zeitlichem und wirtschaftlichem Dauerdruck stehenden Montagebetriebs. Der Begriff der Montagegerechtigkeit lässt einen in dem Kontext also schon mal die eine oder andere Augenbraue heben. Zumal gerade Prof. Lange an anderer Stelle, ich denke an den Fachdialog Fassade im Next-Studio von Wicona, auf sehr amüsante Art darauf hingewiesen hat, dass die theoretisch erarbeiteten Vorgaben am Ende auch noch ausführbar bleiben müssen – und bezahlbar. Letztgenannter Aspekt führt mich zum Hauen und Stechen unter den Bau- und Heimwerkermärkten, denen nach Expertenmeinung allein die Umsätze mit Garten- und Grünzeug 2018 zu einem schmalen Plus verholfen haben – trotz zwischenzeitlichem Negativvortrag von um die 20 Prozent Minus; Fachleute sehen die Branche zunehmend durch die Internethändler – Stichwort Amazonisierung – unter Druck kommen, schließlich handle es sich häufig um austauschbare Produkte. Für Handwerker mit tollem Service, Nischenkompetenz und kundenindividueller Fertigung sollte das hingegen eine Bestätigung sein: Wenn es das, was ich anbiete, nicht an jeder Ecke gibt – und dann vielleicht noch günstiger – gibt es in unserer Gesellschaft auch in Zukunft ausreichend solvente Käufergruppen, die bereit sind, dafür das Portemonnaie zu öffnen. Übrigens: Auf www.gff-magazin.de/fensterbauer finden Sie die Ausschreibungsunterlagen zum großen Branchenpreis, den wir mit EBH AG und TSM GmbH gemeinsam mit dem GFF BW auf der FENSTERBAU FRONTALE verleihen.

Wie immer lade ich Sie ein, bis 6.6. auf www.gff-magazin.de unter den Vorschlägen für das exklusive GFF-Wunschthema im September abzustimmen.

1. Highendtechnik Hebeschiebe: Warum Megaelemente im Trend liegen und was die Endconsumer über Barrierefreiheit sowie Bedienkomfort denken.

2. Kein Anschluss unter dieser Nummer – Ordern wirklich leichtgemacht? GFF prüft Bestelllösungen in Zeiten von Kostenreduktion und Industrie 4.0.

3. Glasofen on demand: Was Glashersteller in der Produktion wirklich zur Ressourceneinsparung im energieintensiven Fertigungsprozess beitragen.

Ihr

Reinhold Kober