Exklusivtermin mit Praxistage-Unterstützern Patrick L. Seitz (44) und Harald Lüdtke (51) „Leichtere Montage, leichteres Produkt, leichtere Prozesse“

Wann hat man Gelegenheit, mit den Tops eines der marktbestimmenden Kunststofffenster-Systemgeber und des in Deutschland mit am dynamischsten wachsenden Montagespezialisten zu sprechen. GFF hat im Juni Patrick L. Seitz (44) und Harald Lüdtke (51) in Karlsruhe getroffen.

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    „Ich plädiere dafür, klare Spielregeln für den Fenstertausch zu formulieren“, sagt Patrick L. Seitz (44), geschäftsführender Gesellschafter von Aluplast im badischen Karlsruhe.
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    „Die Fenster sind heute in der Regel wärmedämmtechnisch hervorragend. Aber sie müssen auch so eingebaut werden“, sagt Harald Lüdtke (51), Deutschland-Chef von Soudal.
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    Reinhold Kober (GFF; 2. v.li.) im Gespräch mit Harald Lüdtke (Soudal), Aluplast-Firmengründer Manfred J. und dem heutigen Macher, seinem Sohn Patrick L. Seitz (v.li.n.re.)

„Es kommen immer die gleichen Kunden“, sagt Patrick L. Seitz (44), geschäftsführender Gesellschafter von Aluplast, beim Vorgespräch Anfang Juni in seinem Haus zu den GFF-Praxistagen. Seit vielen Jahren lädt der 350 Millionen Euro schwere Kunststofffenster-Systemgeber nicht nur jährlich zum Aluplast-Innovationstag („Frischzellenkur für Betriebe“; GFF 5/19, 92f.), der dieses Jahr in Eisenach stattfand. Für die Unterstützung seiner Verarbeiter mit einem Bundle aus Produkten, Technologien & Services wie für die nachweislich hohe Schlagzahl bei Innovationen erhielt das von Manfred J. Seitz 1982 übernommene Unternehmen 2016 und 2017 die gefragte Auszeichnung mit dem Top 100 Award der besten deutschen Mittelständler. Der Spezialist für Fenster- und Türprofile überarbeitet regelmäßig die mit namhaften externen Fachleuten wie Liebich & Partner erstellte Roadmap, die Jahre vorher für 2018 das erste metallfreie Fenster vorsah; dazu kommen die drei Fenster zum Erfolg, u.a. in ihrer Persönlichkeit geschulte Vertriebler, verbesserte Prozesse (auf Wunsch angeleitet vom Systemgeber) und effektive Kundensegmentierung, sowie zuletzt das für die Zielgruppe kompatible CRM-System CRS. Es fügt sich aber nicht nur im Lieferanten-Produzenten-Verhältnis oft, was zusammengehört. So arbeitet Aluplast (nicht nur) auf den GFF-Praxistagen am 8. und 9. November 2019 im Hotel RadissonBlu mit Montagespezialist Soudal zusammen.

Der Dauerbrenner: Was darf die Montage kosten?

Der deutsche Ableger des im belgischen Turnhout ansässigen Unternehmens begeistert mit Edelmonteuren wie Michael Nowak, die auf Messen wie der Bau in München oder der FENSTERBAU FRONTALE (nächstens am 18. bis 21. März 2020, Nürnberg) den Elementeeinbau zum Erlebnis machen. Mit dem Claim Einfach+sicher vermarktet das Team von Deutschland-Geschäftsführer Harald Lüdtke (51) von Leverkusen aus eine dreistufige Abdichtungslösung, bestehend aus einem Hypridpolymer als Dichtstoff an der Außenseite, dem hochflexiblen Schaum Flexifoam für die Funktionsebene und einem überstreichbaren Acrylat mit sehr hoher Flexibilität innen. Das Besondere an der Kombi besteht laut Lüdtke im praktisch lückenlosen Anwendungsbereich, egal ob für Neubau oder Sanierung: Gerade hier liegt der Reiz, sich mit der RAL-Zertifizierung über die Kompatibilität der Lösung keine Gedanken machen zu müssen; auch wenn er nicht in Abrede stellt, dass bei einer wirklich optimalen Einbausituation die Drei für alle Fälle den Monteur auf der sehr sicheren Seite stehen lassen. Andererseits: Das Gefrickel mit Produkten verschiedener Anbieter, die etwaige Erprobung und das Risiko, dass etwas nicht passen könnte, lassen in Summe keine Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Einfach+sicher-Methode. Das schlägt sich durchaus in Zahlen nieder: Von 65 auf 75 Millionen Euro gewachsen ist das Deutschland-Geschäft von Soudal zuletzt, gruppenweit wird weiter an der Milliardenmarke gearbeitet. Aber, was darf denn nun eine sichere, energetisch einwandfreie und möglichst schadstofffreie Fenstermontage kosten? „Für ein gutes Bauelement bezahlt der Verbraucher hierzulande zwischen 300 und 500 Euro“, rechnet Lüdtke vor, verantwortlich für den umsatzbezogen wichtigsten Soudal-Markt. Da sei es dem Käufer doch wohl näherzubringen, für die professionelle Einbauleistung einen Obolus von 20 Euro zu entrichten. Schließlich gelte es für Betriebe, die Bauherren konsequent darauf hinzuweisen, dass zwar die Fenster in allen Rahmenmaterialien zunehmend einen High Performance Level erreichten; dass aber in Hinblick auf viele Leistungseigenschaften das Wohl und Wehe an der Montagequalität hänge.

Sagt der Monteur zum Chef: Ich hab’ Rücken

Gleichzeitig stimmten beim Zusammentreffen Anfang Juni am Unternehmenssitz von Aluplast einen Steinwurf entfernt von der Praxistage-Location beide Firmen-Verantwortliche überein, dass nicht zuletzt die körperlichen Aspekte, gerade bei der Installation von Elementen in höhergelegenen Stockwerken, die personellen Ressoucen der Marktpartner bisweilen ausdünnten. So war ein Highlight des Aluplast-Partnertags in Eisenach zweifelsohne der Gewichtsvergleich zwischen einem herkömmlichen, dreifach verglasten Fenster und einem Exponat mit Vakuum-Isolierglas (in dem Fall von Guardian USA) sowie der metallfreien Aluplast-Technologie; Ergebnis: Der VIG-Flügel mit dem Energeto 5000-Profil war – zum Entzücken der anwesenden Praktiker – um ein Drittel leichter. „Leichtere Montage, leichteres Produkt, leichtere Prozessabwicklung“, nennt denn auch Patrick L. Seitz als Zukunftsthemen der Fensterbaubranche; wohlwissend, dass sein Unternehmen dazu in der Gegenwart bereits einiges zu sagen hat. Im GFF -Video zum Termin an einem der ersten hochsommerlichen Tage des Jahres verweist ergänzend Harald Lüdtke auf die Zielsetzung, zunehmend Prozessschritte des Einbaus in die heimische Werkstatt zu verlagern, auch für Fensterbaubetriebe mit um die zehn Beschäftigten. Schon jetzt sei in dem Zusammenhang explizit auf den Workshop „Gewichtsreduktion und eine effizientere Fenstermontage“ am Praxistage-Samstag, 9.30 Uhr, verwiesen; Soudal wird seinen Part nach GFF-Informationen vor allem auf das Vorwandmontagesystem ausrichten, mit dem die einbauenden Betriebe Fehler vermeiden und ihre Ressourcen schonen.

Dieses Ansinnen unterstützt Workshop-Partner Aluplast mit seinem seit vielen Jahren konsequent verfolgten Ziel der Gewichtseinsparung: Innerhalb des Sortiments liege hierzulande der Anteil von Energeto bei beachtlichen 30 Prozent. Dazu passt der so überraschende wie erfreuliche Auftritt von Pionier Manfred J. Seitz, der 1982 das Management Buy Out (MBO) der Kunststoff-Fensterprofilsparte der Tochter eines US-amerikanischen Konzerns vorangetrieben hatte und mit einem Jahresumsatz von fünf Millionen Mark gestartet war. Auf die Frage von GFF, welches für ihn das wichtigste Erfolgskriterium einer positiven Branchenzukunft sei, antwortet er: „Die Unternehmen in der Branche sollten stärker zusammenarbeiten.“ Noch immer kommt Seitz senior täglich in die Firma, die für ihn seit den 80er-Jahren der Mittelpunkt seines Lebens ist; der GFF diktiert er weiters in den Block, er rechne fest mit einem Umsatz von 370 bis 380 Millionen Euro bis zum Jahresende. Sein Sohn spricht im www.gff-magazin.de-Videointerview von prozentual zweistelligen Wachstumsraten innert des ersten Halbjahres. Dazu trägt nach der Chelsea-Akquisition in den Vereinigten Staaten das Transatlantik-Business ebenso bei, wie dies für die Aktivitäten in Indien gilt.

Dabei ist das Agieren beider Praxistage-Partner zum Markt hin geprägt durch ein hohes Maß an Kundennähe: „Wir leben davon“, sagt Harald Lüdtke, „unsere Produkte für den Baustelleneinsatz basierend auf Kundenfeedback zu entwickeln.“ Das stellt nicht nur sicher, dass Soudal die Bedürfnisse der Verarbeiter trifft; es sorgt zugleich dafür, dass die Abdichtungshelfer und sonstigen bauchemischen Erzeugnisse nicht nur im Labor, sondern insbesondere für Praktiker handelbar sind. „Wir können Fenster“, hatte der 51-jährige Deutschland-Geschäftsführer einst im GFF-Exklusivinterview für Soudal reklamiert. Tatsächlich reicht die Bandbreite von der Isolierglas-Abdichtung über die Verklebung der Scheibe auf das Fensterprofil bis hin zur Versiegelung von Aluminium-Eckverbindungen. Es dürfte spannend sein, zu beobachten, ob das Pendel im Bemühen um noch bessere Wärmedämmwerte eher in Richtung einer vierten Scheibe (für Monteure bisweilen sicher ein Albtraum) oder von Vakuum-Isolierglas ausschlägt. Neben Guardian USA ist insbesondere AGC dabei, Fertigungskapazitäten in Belgien zu nutzen. Derweil ist Soudal schon mehrere Schritte weiter, was die Verfügbarkeit seiner zu einem nicht unerheblichen Teil den Hybridpolymeren zuzurechnenden Montageprodukte betrifft. So haben Lüdtke und sein Team das Kompetenzhändler-Konzept zwischen Garmisch und Flensburg entschlossen vorangetrieben, um im dreistufigen Vertrieb das weitere Vorankommen am Markt zu sichern.

Ganz nah dran: Arno Bender, Michael Nowak und Rainer Seidel

Nach GFF-Informationen müssen sich entsprechende Marktpartner durch Weiterbildung qualifizieren und einen bestimmten Teil des Sortiments vorhalten: „Wir glauben, dass der Trend im Handel hin zu festen Partnern für bestimmte Themenbereiche geht“, ist der in Deutschland zuletzt erfolgreiche Lüdtke überzeugt. Für den Workshop auf den GFF -Praxistagen hat er in Michael Nowak und Glasermeister/AWTler Rainer Seidel zwei absolute Praktiker aufgeboten, die sich darauf freuen, den um die 160 Teilnehmern zu demonstrieren, welche Rolle in der Vorwandmontage eine Zarge aus GFK-Material spielt. Letzteres markiert die Schnittmenge zu Aluplast, das anstelle der energetisch minderwertigen Stahlarmierung und zum Wohl des Monteursrückens auf so genannte PowerDur-Streifen aus ebendiesem werkstofflichen Leichtgewicht setzt; Arno Bender, seit 1990 (!) im Unternehmen und Leiter der Abteilung technischer Kundendienst, ist die fleischgewordene Garantie dafür, dass die Workshop-Präsentation ein Höchstmaß an Teilnehmernutzen sicherstellt. Der Kunststofffenster-Systemgeber aus Karlsruhe ist seit vielen Jahren am Kongress für das Fenster (ein-)bauende Handwerk und für Sonnenschutz- wie Fassadenbetriebe präsent und ermöglichte in der Vergangenheit mehreren Abschlussjahrgängen der Gewerblichen Akademie für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik bzw. der Fachschule des GFF BW, kostenfrei an beiden Tagen teilzunehmen.

Schließlich zeigten zuletzt Engpässe beim Elementeeinbau, dass die Branche gemeinschaftlich in der Verantwortung steht, daran zu arbeiten, dass die produzierte Qualität beim Kunden ankommt. Das wird freilich auf Dauer nur der Fall sein, wenn sowohl in der Entwicklungsarbeit der Hersteller als auch bei der Erarbeitung sachdienlicher Hinweise, etwa für auf die Zielgruppe zugeschnittene Fortbildungsveranstaltungen, Montagebetriebe nicht außer Acht gelassen werden. Produktinnovationen der hier beteiligten Unternehmen weisen seit Jahren in diese Richtung. Deshalb ist es ein Höhepunkt der Veranstaltung am 8. und 9. November 2019 im Hotel RadissonBlu in Ettlingen/Karlsruhe, wenn Soudal Deutschland und Aluplast dieses unter Beweis gestellte, branchenspezifische Know-how zusammen auf die Bühne bringen. Denn Aspekte des Einbaus wie die Gewichtsthematik schulterzuckend zu ignorieren, das wird künftig gewiss nicht mehr funktionieren.