Glasfassaden mit Robotern reparieren Kleine Ursache, große Wirkung

Ein Unternehmen aus der Schweiz repariert Schäden an Glasfassaden mit einer patentierten Technologie. Dabei positionieren speziell ausgebildete Mitarbeiter Glas- und Schleifmaschinenin luftigen Höhen. Künftig sollen autonome Roboter diese Arbeiten verrichten.

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    © Hochschule für Technik Rapperswil
    Protoyp im Testeinsatz: Ein Student der Hochschule für Technik Rapperswil macht den Roboter startklar.
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    Der Roboter saugt sich an der nachgebauten Fassade fest.

Kratzer, Zementflecken, blinde Scheiben, Funkenflug durch Metallspäne, Säureverätzungen – etwa jede siebente Glasscheibe im Neubau weist Beschädigungen auf. Dazu kommen sanierungsbedürftige Glaselemente, die nach jahrzehntelangem Einsatz sichtbare Spuren von Abnutzung, Alterung oder falscher Reinigung aufweisen. Der komplette Austausch einer Glasscheibe kommt Immobilienbesitzer teuer zu stehen. Vor allem bei größeren Formaten sind dafür schnell mehrere Tausend Euro fällig.

Die Firma Vetrox aus dem schweizerischen Altendorf am Zürichsee rückt Glasschäden an Neubauten und Sanierungsobjekten mit einem patentierten Verfahren zu Leibe. Die Schleif- und Poliermaschine wird vor Ort mit Saugnäpfen an den eingebauten Fassaden, Schaufenstern oder Wintergärten befestigt. Das Gerät trägt zunächst eine Schicht ab, die der Tiefe der Verletzungen entspricht. Anschließend wird die bearbeitete Fläche aufpoliert. Das Verfahren ist laut Vetrox kostengünstig, zudem sei der Werkstoffabtrag minimal und die Scheibe erhalte ihren Glanz und ihre Transparenz komplett zurück. Die Herausforderung besteht darin, die bis zu 25 Kilogramm schweren Maschinen in großen Höhen an den beschädigten Bauelementen anzubringen, um die Reparaturen sicher auszuführen. Bis dato übernehmen speziell ausgebildete Mitabeiter diese Arbeiten.

Ideenvielfalt im Einsatz

Dazu sind sie an Seilwinden befestigt, die auch zur Reinigung von Hochhäusern genutzt werden. Künftig will Vetrox für die riesigen Glasflächen Robotersysteme einsetzen. Um die Entwicklung von Roboter-Prototypen voranzutreiben, hat der Instandsetzungsspezialist angehende Maschinentechnik-Ingenieure der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) angeheuert. In zirka 10.000 Arbeitsstunden tüftelten zehn Teams zwei Semester lang an den Trägersystemen, jetzt haben sie dem Unternehmen fünf Modelle präsentiert. An einer nachgebauten Fassade simulierten sie den Einsatz ihrer Roboter, die die Aufgabe haben, dort Glas-Schleifmaschinen zu positionieren und für Reparaturarbeiten zu befestigen. Für den Industriepartner dürfte die Rechnung aufgegangen sein. Zum Preis von zirka 60.000 Franken (etwa 52.100 Euro) für Materialkosten erhielt die Firma zehn Prototypen von Roboter-Trägersystemen.

Bei ihren Konstruktionen ließen sich die Studenten unter anderem von der Tierwelt inspirieren. Modelle mit Saugnäpfen und Beinen sowie eine Spannerraupe mit beweglichen Gelenken waren ebenso zu sehen wie konventionelle Konzepte mit Alurahmen und Seilaufhängungen. Auch eine Flugdrohne wurde vorgestellt. Fast alle Konzepte konnten die simulierte Schleifmaschine fehlerfrei an der Fassade positionieren und in den Arbeitsmodus versetzen.

In zwei Jahren einsatzfähig

Die Erwartungen des Industriepartners Vetrox seien dabei vollständig erfüllt worden. „Bei unserem Auftrag ging es um praktikable Konzepte und testfähige Prototypen, nicht um sofort einsetzbare Roboter“, sagte Vetrox-Geschäftsführer Bernhard Dür. In zirka zwei Jahren will er einsatzfähige Robotersysteme nutzen. „Unsere Lösung wird voraussichtlich mehrere Elemente der Prototypen enthalten“, betonte der Firmenchef.