Scheibenverklebung auf beschichteten Holzoberflächen Kleben auf lackiertem Holz – ohne Einzelprüfung

Bislang sind sie die Einzigen: Otto-Chemie, Lohmann und Remmers haben aufeinander abgestimmte, geprüfte Komponenten, die Kleben auf lackiertem Holz ermöglichen. DasWissen verbreiten sie auf einer Roadshow, die jetzt auch in der Schweiz Station machte.

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    Scheibenverklebung auf beschichteten Holzoberflächen
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    Kandid Vögele (2. v.re.), Mitglied der Geschäftsleitung von Gyso, demonstrierte mithilfe von Günther Weinbacher (re.), Leiter des Schulungsmanagements von Otto-Chemie, wie die Falzgrundverklebung in der Praxis vonstattengeht.
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    Prüfkörper wie dieser dienten als Grundlage, um das Nachweisverfahren für das Kleben auf lackiertem Holz zu beschreiben.
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    Harald Krämer, Market Manager bei Lohmann, informiert die Teilnehmer an der Praxisstation von Lohmann über eine fachgerechte Verklebung mit Klebeband.

Wenn Fensterbauer die Klebetechnik auf lackiertem Holz fachgerecht anwenden wollten, hatten sie lange nur zwei Optionen: Sie beantragten eine Einzelprüfung für das System, mit dem sie arbeiten wollten, oder sie entfernten dafür den Lack: Auf rohem Holz ist das Kleben schon länger in der ift-Richtlinie VE08/4 geregelt. Dank einer Initiative der drei Partnerfirmen Otto, Remmers und Lohmann hat sich das nun geändert. „Wir waren uns einig, dass sich hier etwas für Holz- und Holz/Alu-Fenster tun muss“, sagt Günther Weinbacher, Leiter des Schulungsmanagements bei Otto-Chemie. Zusammen mit dem ift Rosenheim, der Holzforschung Austria (HFA) und der Berner Fachhochschule (BFH)erarbeiteten sie ein vereinfachtes Nachweisverfahren. „Das war von Anfang an eine gemeinsame Sache aller Institute“, sagt Martin Wiesmann, Bereichsleiter Remmers Technik Service (RTS) Industrie. Harald Krämer, Market Manager bei Lohmann, ergänzt: „Nun ist nach zirka zwei Jahren Entwicklungsarbeit eine Prüfung nach der ift-Richtlinie VE 08/4 auch für lackierte Flügelrahmen möglich.“ Als Erste und bislang Einzige bieten Otto-Chemie, Remmers und Lohmann aufeinander abgestimmte Komponenten an, für die ein entsprechendes ift-Prüfzeugnis vorliegt.

„Wir können bei fast allen Systemen angeben, ob der Verarbeiter die Lacke bzw. Kleber miteinander verwenden darf oder nicht.“

Um dieses Wissen unter Verarbeitern zu verbreiten, touren die Partnerunternehmen mit der Seminarreihe Fenster kleben auf lackiertem Holz durch Deutschland und Österreich. Auf dem Weg gewannen sie als Partner das österreichische Unternehmen Leitz hinzu. Im Mai hielt das Format mit Vertretern von Otto-Chemie, Lohmann und Remmers nun auch in der Schweiz – GFF war vor Ort mit dabei. Gyso stellte als Vertriebspartner von Otto-Chemie und Gastgeber Räumlichkeiten am Standort in Kloten zur Verfügung. Auch die Schweizer Kollegen zeigten sich interessiert. Zirka 40 (!) Personen kamen zum Workshop und informierten sich über die Vorzüge des Klebens auf lackiertem Holz.

Kleben ermöglicht RC3-Sicherheit

Im Theorieteil lernten sie die verschiedenen Systeme von Lohmann und Otto-Chemie kennen, für die in Kombination mit Holz, mit Lack von Remmers beschichtet, Prüfzeugnisse vorliegen. Wenn der Verarbeiter nur einen Kleber – egal ob Band oder Flüssigsystem – in Kombination mit einem Remmers Lack verwendet, ist mit der Konstruktion die Widerstandsklasse RC2 erreichbar. „Wenn man beide Klebesysteme anwendet, ist sogar RC3 möglich“, erklärte Kandid Vögele, Mitglied der Geschäftsleitung von Gyso. Wie ein RC3-Element in Bezug auf die Verklebung gefertigt wird, lernten die Teilnehmer im Praxisteil. Ein fachmännisch durchgeführter Einbruchversuch an einem entsprechend verklebten RC3-Fenster folgte und bewies: Das System funktioniert (GFF berichtete bereits in seiner Märzausgabe 2019 ausführlich über die praktische Anwendung der Klebesysteme. Dies ist auf www.gff-magazin.de/KlebenAufBeschichtetemHolz nachzulesen).

„Das gibt dem Verarbeiter mehr Sicherheit und er spart sich Zeit und Geld, weil er sich nicht mehr um aufwändige Einzelprüfungen für die Fenster kümmern muss.“

Die Grundlage für die Erweiterung der ift-Richtlinie waren Vorversuche, bei denen etwa 15 Beschichtungssysteme mit je zwei Klebesystemen pro Hersteller auf fünf Holzarten geprüft wurden. Etwa 14.400 Prüfkörper wurden mit dem Rollschälverfahren untersucht. „Wir können nun bei fast allen Systemen angeben, ob der Verarbeiter Lacke und Kleber miteinander verwenden darf oder nicht“, sagt Wiesmann. „Wenn Systeme noch nicht miteinander getestet wurden, sind wir in der Lage, diese Überprüfung selbst durchzuführen.“

Verarbeiter sparen sich Zeit und Geld

Der Fensterbauer teilt seinem Ansprechpartner bei Lohmann, Otto-Chemie oder Remmers mit, welche Systeme er bei der Verklebung miteinander verwenden will. Dann erhält er die Info, ob die Anwendung geregelt ist oder nicht. Ist dies nicht der Fall, liefern die Hersteller alternative Kombinationen oder sie prüfen das vom Kunden gewünschte System nachträglich. „Das gibt dem Verarbeiter mehr Sicherheit und er spart sich Zeit und Geld, weil er sich nicht mehr um aufwändige Einzelprüfungen kümmern muss“, sagt Wiesmann. Auch die Hersteller profitierten davon, da sie so ihre Listen mit geprüften Systemen kontinuierlich erweitern.

Aber warum sollten Verarbeiter überhaupt über das Kleben ihrer Elemente nachdenken? „Die Sturmtage in Europa legen um 33 Prozent zu und die Windgeschwindigkeiten um fünf Prozent“, sagte Weinbacher. Mit Klebeband und Klebstoff hielten Fenster aber auch hohen Windlasten stand, wie Tests am Prüfstand der HFA in Wien belegten. Auch die zunehmende Größe der Elemente mache das Kleben immer attraktiver. „Bei Elementen mit Abmessungen von 2,80 Meter mal drei Meter geht es ohne Kleben fast nicht mehr“, sagte Wiesmann. Kleben gewährleiste eine gleichmäßige Lastabtragung innerhalb der Rahmenkonstruktion und erhöhe die Formstabilität. Auch Rahmendecken, Beschlagkomponenten, Isolierglasscheiben würden entlastet.