Pro & Contra Ist die Vorwandmontage die Kardinalslösung?

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    Dr.-Ing. Benjamin Krick ist Leiter der Komponenten-Zertifizierung am Passivhaus Institut.
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    M.Eng. Benjamin Standecker ist ö.b.u.v. Sachverständiger und Bautechniker.

Die Montage des Fensters in der Dämmebene sorgt, sinnvoll montiert, für geringere Wärmebrücken und damit für geringere Heizkosten und Klimabelastungen. Außerdem sorgt sie, da das Fenster weiter außen montiert wird, für höhere winterliche Solargewinne, was ebenfalls für niedrigere Heizkosten und geringeren CO2-Ausstoß sorgt. Und die innere Fensterbank verbreitert sich, ein oftmals gewünschter Nebeneffekt. Diesen Vorteilen stehen jedoch eine kompliziertere Montage und damit verbunden höhere Kosten gegenüber. In bestimmten Situationen braucht es im Bereich des Fensters einen Brandschutzriegel. Ist das Fenster in der Konstruktionsebene montiert, ist nur ein Brandriegel oberhalb des Fensters erforderlich – bei der Montage in der Dämmebene zusätzlich seitlich am Fenster. Auch dies verteuert die Lösung Fenster in der Dämmebene weiter. Die Montageposition bleibt also stets Gegenstand der Abwägung durch einen kompetenten Fensterbauer, Energieberater oder Planer. Wird das Fenster mit seiner Außenseite bündig mit der Außenkante der Konstruktionsebene montiert, kann die Wärmebrücke bei Holz- oder Kunststofffenstern in einem akzeptablen Rahmen bleiben. Die früher übliche Position in der Mitte der Konstruktionsebene sollte dagegen auch im Altbau vermieden werden. Wird ein Alu- oder Holz/Alu-Fensterrahmen verbaut, bei dem die Aluminiumschale den kompletten Rahmen überdeckt, ist die Einbau-Wärmebrücke sehr hoch. Diese Situation sollte durch eine Montage in der Dämmebene vermieden werden.

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Macht es Sinn, Fenster bei gedämmten Außenwänden in der Dämmebene zu montieren? Antwort: Jein. Im Neubau ist die Montage vor der Wand nahezu in jedem Wandaufbau möglich – unter Berücksichtigung meist erforderlicher brandschutztechnischer Anschlüsse mit Brandriegeln – und auch sinnvoll (siehe Haupttext). Im Altbau sieht es anders aus. In der Regel besteht die Lochfassade nach demontiertem Altfenster nicht nur aus einem umlaufend scharfkantig und exakt gemauertem Rechteck, sondern nicht selten aus gebrochenen, nicht eben, also waage- und lotrecht vermauerten Steinen, einem Rollladenkasten oder gemauerten bzw. geputzten Anschlägen. Gerade in der klassischen Altbausituation ist es also sinnvoll, abzuwägen, ob in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht der Vorteil der nach außen verlagerten Position den erforderlichen Nutzen bringt. Da häufig die Position des Fensters durch Anschläge und Rollladenkästen vorgegeben ist, würde die Verlagerung des Fensters nach außen in die Dämmebene bedeuten, dass mittels größerem werkzeugbedingtem Einsatz durch Säge- und Stemmarbeiten die eine oder andere Träne der Bauherrenfamilie provoziert wird. Falls nicht, folgt dies spätestens bei der Kostenabrechnung. Zusammenfassend stellt die Montage vor der Wand in der Dämmebene im Neubau einen technisch durchdachten Weg dar. Im Altbau ist aufgrund der vorgegebenen Situation eine Verlagerung der Fenster nach außen nur mit erheblichem Aufwand zu erzielen. Kosten sowie Nutzen sind abzuwägen.

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