Zwei Best-Practice-Beispiele Immer mehr Nachhaltigkeit in der Industrie

Einen sichtbaren Schritt in Richtung Klimaneutralität hat Swisspacer gemacht: Das Unternehmen veröffentlichte vor kurzem Environmental Product Declarations (EPDs) für seine Abstandhalter und die Wiener Sprosse. Auch bei Windowmaster gehört das Engagement in puncto Nachhaltigkeit zur Firmenphilosophie. Jetzt hat das Cleantech-Unternehmen über alle Geschäftsbereiche hinweg klare Ziele für seinen künftigen Energie- und Ressourcenverbrauch definiert, um bis zum Jahr 2030 in weiten Teilen komplett kohlenstoffneutral zu agieren.

Wichtige Erfahrungen in Bezug auf die Klimaneutralität liefert die Beteiligung am Forschungsprojekt NEST auf dem Empa-Campus im Schweizer Dübendorf. - © Martin Zeller

Für eine ökologische Gebäudebetrachtung braucht es verlässliche Daten für alle verbauten Produkte. Diesen Anforderungen trägt Swisspacer Rechnung und legt EPDs für seine Produkte vor. Für die Warme Kante-Abstandhalter Swisspacer Advance und Swisspacer Ultimate sowie die Wiener Sprosse sind nun alle relevanten Daten publiziert, die für eine nachhaltige Gebäudebewertung notwendig sind. Das Schweizer Unternehmen lieferte exakte Angaben für alle Breiten der Abstandhalter für Isoliergläser.

EPDs (Environmental Product Declaration, Typ-III-Deklaration) nach ISO 14025 sind von unabhängiger Seite geprüft. Sie liefern transparente und vergleichbare Informationen über die Umweltauswirkungen von Produkten während ihres gesamten Lebenszyklus. Hersteller von Bauprodukten bieten mit EPDs verlässliche Unterstützung für Planer, Architekten und Bauherren: Sie sind unverzichtbare Daten, wenn für ein Gebäude ein Nachhaltigkeits­zertifikat – beispielsweise nach DGNB, BREEAM oder LEED – angestrebt wird.

Klimaneutralität im Blick

Bei der Erstellung der EPDs wurden alle Informationen von der Beschaffung und Bereitstellung der Rohstoffe über die Herstellungsprozesse bis hin zur versandbereiten Ware im Werk betrachtet. Damit werden mögliche Stellschrauben für die Verringerung des GWP (Global Warming Potential) sichtbar. Diese Daten sowie andere Ideen und Maßnahmen hat Swisspacer in einer Roadmap zusammengeführt. „Es gehört zu unserer Philosophie, unseren Kunden transparente und verifizierte Daten zur Verfügung zu stellen. Das zeigen auch unsere veröffentlichten Studien zur Energieeinsparung und Wohnkomfort.“ sagt Victoria Renz-Kiefel, Geschäftsführerin von Swisspacer. „Mit den EPDs als Auftakt für unsere Nachhaltigkeitsstrategie setzen wir diese Ambition fort.“ Zudem sollen die Daten genutzt werden, um Produkte und Prozesse zu optimieren. Künftig stehen alle Bereiche von der Entwicklung und Produktion über Verpackung und Logistik bis hin zur Verwaltung auf dem Prüfstand: „Wir bewerten bei jeder Entscheidung auch, welchen Einfluss diese auf die Nachhaltigkeit unserer eigenen Tätigkeit und auf die unserer Kunden hat.“

Langfristige Zielsetzung für das Unternehmen ist die Klimaneutralität. „Als Tochterunternehmen der Saint-Gobain-Gruppe nehmen wir das als Ansporn, Vorreiter zu sein und unsere Rolle als Innovationsführer im Bereich Warme Kante zu unterstreichen“, ergänzt Renz-Kiefel. „Langfristig geht es auch darum, unsere Kunden auf ihrem Weg zur Klimaneutralität bestmöglich zu unterstützen. Unsere Ergebnisse sollen der ganzen Branche nützen. Wir sind überzeugt, dass der CO2-Fussabdruck genauso wichtig werden wird wie der U-Wert.“ Wichtige Erfahrungen liefert z.B. die Beteiligung am Forschungsprojekt NEST auf dem Empa-Campus im Schweizer Dübendorf. Hier werden neue Technologien und Konzepte getestet, um die Nachhaltigkeit im Baubereich weiter voranzubringen.

Umweltziele definiert

Um Treibhausgase signifikant zu reduzieren, erarbeiten immer mehr Unternehmen eigene Klimakonzepte. Das übergeordnete Ziel: nachhaltiges Wirtschaftswachstum ermöglichen und gleichzeitig Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit sichern. Mit diesem Plan agiert auch Windowmaster. Der dänische Hersteller von intelligenten Fensterantrieben und Steuerungen hat jetzt umfassende Umweltziele über die gesamte Wertschöpfungskette definiert. Sie betreffen die Produktion und den Transport der Produkte, die Zulieferer, das Büropersonal und auch die Produkte selbst. „Windowmaster möchte seinen Beitrag zur Verbesserung des Weltklimas leisten. Daher ist es nur konsequent, unsere Nachhaltigkeitsziele in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Gleichzeitig arbeiten wir daran, die Kreislaufwirtschaft zu fördern und die Ressourceneffizienz von Rohstoffen und Altprodukten zu erhöhen. Das ist mit großen Anstrengungen verbunden, aber wir glauben, dass es sich sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich auszahlen wird", erklärt Erik Boyter, CEO von Windowmaster.

In diesem Zusammenhang hat Windowmaster als eines von weltweit über 2.000 Unternehmen beschlossen, der Science Based Target Initiative (SBTI) beizutreten – einem internationalen Zusammenschluss, der Unternehmen bei der Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen unterstützt. Die Mitunterzeichner des SBTI verpflichten sich dazu, ihren Beitrag zur Begrenzung der globalen Erwärmung zu leisten. Sie orientieren sich dabei am Pariser Klimaabkommen, dessen Ziel es ist, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Mehrstufiger Klimaplan

Konkret legt Windowmaster den Fokus künftig auf verschiedene Kernzonen: Bereich 1 umfasst die Emissionen des Unternehmens selbst und der von ihm kontrollierten Teile. Zu Bereich 2 zählen die indirekten Emissionen aus der Produktion der Energie, die das Unternehmen nutzt. Ziel bis zum Jahr 2025 ist es, die Treibhausgasemissionen in den Bereichen 1 und 2 im Vergleich zu 2019 um 46 Prozent zu reduzieren. So sollen bis dahin alle Firmenfahrzeuge frei von fossilen Brennstoffen sein und in den Büros und in der Produktion nur noch erneuerbare Energien verwendet werden. Bis 2030 strebt Windowmaster in den Bereichen 1 und 2 eine hundertprozentige Kohlenstoffneutralität an. Die konkreten Pläne dafür legt das Unternehmen im kommenden Jahr vor. Oberste Prämisse dabei: Das Wachstum des Unternehmens soll nicht automatisch zu einem höheren Kohlenstoff-Fußabdruck führen. Nach 2025 wird das Unternehmen auch an den Zielen aus Bereich 3 arbeiten, der alle anderen Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette abdeckt.

Konkrete Datenbasis

Den definierten Klimazielen liegt eine konkrete Datenbasis zugrunde: In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hat Windowmaster herausgefunden, dass sich die Emissionen des Unternehmens im Jahr 2019 auf ein CO2-Äquivalent von 574,50 Tonnen beliefen. Diese Zahl umfasst sowohl CO2 als auch andere Treibhausgase. Die gesamten Emissionen will das Unternehmen bis 2025 auf 359,7 Tonnen reduzieren. Hierzu erläutert Erik Boyter: „WindowMaster hat intensive Vorarbeit geleistet und startet jetzt voll durch. Wir sind davon überzeugt, dass die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie zum absoluten Muss geworden ist und gleichzeitig eine Chance darstellt. Wir können damit neue Märkte und Zielgruppen erschließen und so Wachstum generieren.“