Nachhaltig, effizient und barrierefrei Holzhaus mit Glasfassade für lichtdurchflutetes Wohnen

Das Haus östlich von München im Landkreis Erding ist im wörtlichen Sinn ein Familienprojekt. Der junge Architekt David Wolfertstetter hat diesen Neubau für seine Eltern geplant. Es ist ein ökologisch gebautes Haus, das auch gestalterisch und energetisch überzeugt.

Aus ökologischen Gründen entschied sich der Architekt für den nachwachsenden Rohstoff Holz und auch für die Holzfaser-Dämmung von Fassade, Dach und Bodenplatte. Diesem Konzept folgt außerdem die Fassadenverkleidung aus unbehandeltem Lärchenholz, und auch die Fenster und die Haustüre sind in der Holzart Lärche gefertigt. Der Hingucker ist eine 60 Quadratmeter große Fassadenöffnung, die sich nach Süden hin orientiert und den Wohnraum über große Glasflächen mit viel Licht und Sonnenwärme versorgt. Licht war einer der wichtigsten Wünsche, die sich die Bauherren erfüllen wollten. Die Verglasung eröffnet dabei den Ausblick in die umgebende Landschaft und garantiert lichtdurchflutete Räume. Sie verbindet den offenen Koch-, Ess- und Wohnbereich mit dem Außenraum.

Die Glasfassade erstreckt sich über die gesamte Breite des Hauses über zwei Geschosse bis unter die Dachfläche. Sie ist als Pfosten-Riegel-Verglasung von Kneer-Südfenster mit Aluminium-Holz-Profilen (80 Millimeter Bautiefe) individuell gefertigt und bietet barrierefreie Übergänge von innen nach außen. Gleichzeitig trägt die Pfosten-Riegel-Fassade neben den Glasflächen auch die Dachflächen, so dass keine zusätzlichen Stützen benötigt wurden. Außen schützt eine Aluminium-Schale – ein besonders wichtiger Punkt, da die Fassade ohne Dachüberstand erheblich der Witterung ausgesetzt wäre. Innen entfalten die Pfosten und Riegel aus farblos gewachstem Fichtenholz eine behagliche Raumatmosphäre. Für die Beschattung brachte das Fensterbauunternehmen Raffstore-Anlagen an. Eine besondere Herausforderung bei der Pfosten-Riegel-Fassade war die Schnittstelle zwischen dem Münchner Fensterbauer Johannes Henrich und der örtlichen Zimmerei Woidich, da diese beiden Firmen am entscheidenden Tag Hand in Hand arbeiten mussten. Die Pfosten der Fassade tragen das Dach aus Brettsperrholzplatten und mussten folglich gleichzeitig aufgestellt werden.

Die Öffnungen an der Ost- und Westseite des Hauses als Einschnitte in der sonst eher geschlossen wirkenden Holzfassade sind in Nischen zurückgesetzt. In die bauten die Handwerker raumhohe Holzfenster nach hinten versetzt ein. Die Nischen bilden Loggien im Obergeschoss bzw. einen Eingangsbereich im Erdgeschoss aus, anthrazitfarbene Fassadenplatten an den Laibungen sorgen für gestalterische Akzente. Zurückgesetzt in der Fassade bietet der Eingang mit der Lärchenholz-Haustür von Kneer-Südfenster Schutz vor Witterungseinflüssen. Dagegen erhielt die Nordseite keine sichtbaren Öffnungen, um möglichst geringe Transmissionswärmeverluste zu erzielen.

Der Baustoff Holz hat Zukunft

„Für mich ist Holz das Material der Zukunft, es hat Potenzial. Es weist eine sehr gute Umweltbilanz auf, es wächst nach und es ist in großen Mengen verfügbar“, erläutert David Wolfertstetter, der neben seiner Tätigkeit als freier Architekt als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Entwerfen und Holzbau der Technischen Universität (TU) München beschäftigt ist. Durch die hohe Dämmwirkung der Holzkonstruktion in Kombination mit den Holzwolledämmplatten erziele das Haus zusammen mit einer Dreifach-Verglasung aller Glasflächen KfW 40 Effizienzhaus-Standard.

Das Materialkonzept sieht Oberflächen mit viel sichtbarem Holz vor, das ein behagliches und warmes Wohnklima erzeuge. Lediglich einige Wände und Decken seinen aus gestalterischen Gründen mit Gipskarton verkleidet, außerdem werde dadurch die Elektroinstallation verdeckt. Im gesamten Haus sind die Fußböden aus Eiche-Industrielamellenparkett gefertigt. Für die barrierefreie und damit nachhaltige Nutzung im Alter plante Wolfertstetter das Erdgeschoss als eigenständig funktionierende, schwellenlose Wohneinheit mit Schlafzimmer und rollstuhlgerechtem Duschbad. Alle Türen und Schwellen im Haus sind barrierefrei ausgeführt. Der Grundriss im Erdgeschoss hat sich um einen zentralen Block entwickelt, in dem ein barrierefreies Bad und die Haustechnik untergebracht sind. Einen Keller gibt es nicht. Als Stauraum dient im Erdgeschoss ein tiefer Wandschrank entlang der Nordfassade. Über eine Treppe gelangt man auf eine lang gestreckte Galerie im Obergeschoss. Hier befinden sich zwei Arbeitsplätze. Dachflächenfenster versorgen die Plätze mit Tageslicht. Zwei Schlafzimmer mit je einem Bad schließen sich an die Galerie an. Beheizt werden die Räume ausschließlich mit regenerativen Energien. Die Warmwasserbereitung und die Fußbodenheizung werden z.B. durch eine Scheitholz-Pellet-Hybrid-Heizung versorgt, die über einen Pufferspeicher verfügt.