Pflege und Sorgfalt in der Fertigung erhöhen die Lebensdauer Holzfenster effizient und umweltbewusst pflegen

Gute Natur, böse Chemie: Diese Vorurteile gilt es bei der Beschichtung von Holzelementen auszuräumen. GFF hat mit Lackherstellern gesprochen und Verarbeiter gefragt, wie Sie mit den Themen Holzschutz und Pflege umgehen.

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„Grundsätzlich ist festzuhalten, dass alles Chemie ist – die Materialien der Natur ebenso wie andere, synthetisch hergestellte Materialien“, sagt Dipl.-Ing. (FH) Matthias Stötzel, Leiter Anwendungstechnik Fenster/Holzbau und Bautenschutz bei Adler-Lacke. Reine Naturprodukte sind demnach nicht automatisch umweltfreundlichere Produkte; manchmal sei sogar das Gegenteil der Fall. Fakt ist: Der Werkstoff Holz benötigt – insbesondere bei maßhaltigen Bauteilen – einen gewissen Schutz, um langfristig erhalten zu bleiben. Diese Schutzfunktion erfüllen reine Naturprodukte laut Stötzel oftmals nicht im Sinn des Verarbeiters bzw. des Kunden. „Ein Beschichtungs- bzw. Pflegeprodukt mit wirksamem Holzschutz verlängert die Lebensdauer von Holzbauteilen und ermöglicht oft erst den Einsatz heimischer Hölzer – dadurch ist es die nachhaltigere und umweltfreundlichere Lösung im Vergleich zum Naturprodukt.“

Darüber hinaus sei zu beachten, dass ein Produkt nicht alleine durch den Einsatz umweltfreundlicher Rohstoffe umweltfreundlich wird, sondern durch die Summe aller Komponenten: Holz aus nachhaltiger Holzwirtschaft, Energieeinsparung bei der Produktion, Emissionsvermeidung in der Fertigung und beim Transport etc. – alle Faktoren zählen.

Kombinierbare Systeme

Je nach Anforderungsprofil bietet Adler seinen Kunden unterschiedliche Systeme der Produktgruppe Aquawood; Beschichtungen für Holzfenster oder Holz/Alu-Fenster lassen sich je nach Anwendungsfall kombinieren. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Wasserlacke in den vergangenen Jahrzehnten haben wasserbasierte Systeme von Adler laut Stötzel mittlerweile die gleiche hohe Qualität wie Lösemittelsysteme. Die Verarbeitung sei jedoch deutlich einfacher und positiv für Umwelt und Gesundheit. „Überdies lassen sich mit den modernen Wasserlack-Systemen vom Gesetzgeber vorgeschriebene Anforderungen hinsichtlich der Reduktion von Lösemittelemissionen erfüllen“, informiert der Fachmann.

Als innovativstes Produkt bezeichnet Adler die Zwischenbeschichtung Aquawood Intercare SH, die in der Lage sei, sich selbst zu heilen. Diesen Effekt erzielen Mikrokapseln, die beispielsweise bei einem Hagelschlag aufplatzen und durch den Austritt einer Flüssigkeit die entstandenen Risse versiegeln. So lassen sich unerwünschte Folgeschäden wie z.B. Abblättern der Deckbeschichtung, Verfärbung oder Aufquellen verhindern. Für besonders natürliche Holz/Alu-Systeme stehen die Fensterlacke Aquawood Natureffekt, Aquawood Nativa sowie Aquawood Lärchenöl zur Verfügung. Die Einbausituation hat dabei laut Stötzel einen entscheidenden Einfluss auf die Beschichtung – bei gutem konstruktivem Schutz, z.B. durch großen Dachüberstand, bekomme ein Fenster unter Umständen außer bei der Reinigung nie einen Tropfen Wasser ab. Apropos Reinigung: Wie bei einem Auto ist die regelmäßige Pflege der beschichteten Oberfläche unabdingbar.

Regelmäßige Pflege wie beim Auto

Adler bietet dafür ein Fensterpflegeset an, das sich im Zuge der normalen Reinigung anwenden lasse. Zuerst reinigt der Anwender die Flügel und Rahmen mit Adler Top-Cleaner und einem Lappen, im Anschluss trägt er Adler-Top-Finish einmalig auf. Dadurch werden mikrofeine Risse und Poren des Lasurfilms verschlossen, die Oberfläche erhalte einen seidigen Glanz und die Haltbarkeit der Beschichtung verlängere sich. Das Adler-Pflegeset Smart enthält darüber hinaus auch ein Beschlagöl, um die Funktionstüchtigkeit des gesamten Fensters lange Zeit zu erhalten. Die Pflege sollte laut Stötzel in der Regel einmal im Jahr erfolgen.

Gute Qualität erreichen

Einer, der die Produkte von Adler nicht nur aus ökologischer Sicht uneingeschränkt empfehlen kann, ist Fensterbauer Michael Leopold vom gleichnamigen Fachbetrieb in Rosenfeld (über seine Erfahrung mit Naturölen lesen Sie auf Seite 156). „Lackhersteller wie Adler tragen ihren Teil dazu bei, dass die Qualität von Holzfenstern immer besser wird“, sagt der Fachmann. Bei dem österreichischen Lieferanten lobt er insbesondere die Betreuung durch den Außendienst, der regelmäßig die Fertigung und die Maschinen in Augenschein nehme, um die gute Qualität aufrechtzuerhalten.

Leopold investiert bei seinen Fenstern viel Zeit in die Oberflächenbehandlung. „Bei Holzfenstern ist das einer der wichtigsten Schritte in der Fertigung. Wenn hier nicht alles optimal läuft, hat man später den Ärger.“ Um den Aufwand möglichst gering zu halten, achtet der Glasermeister darauf, dass das Holz bestmöglich vorbereitet in die Oberflächenbehandlung geht. „Die Geschwindigkeit ist dann höher – und die Qualität ist besser.“

Lebensdauer erhöhen

Die Grundierung erfolgt bei Fensterbau Leopold in Einzelteilfertigung am losen Stab. Später versiegelt der Betrieb die V-Fuge mit einer speziellen Fugenmasse, um zu verhindern, dass Wasser in den Hirnholzbereich eindringt. Mit Flügelabdeckprofil und Regenschiene werden die Hauptkanten vor Witterungseinflüssen geschützt. „Wir machen die Oberfläche möglichst perfekt, um eine lange Haltbarkeit zu erzielen“, erklärt Leopold. Seine Arbeit liefere die Grundlage dafür, dass der Kunde später nicht so viel Aufwand habe und das Holzfenster als Produkt schätze. Seinen Kunden empfiehlt Leopold, einmal im Jahr die Oberflächen auf Schäden hin zu kontrollieren. „Wie die Oberfläche später einmal aussieht, liegt in der Hand des Endkunden selbst.“

Kunden senibilisieren

Dass sich Endverbraucher generell zu wenig Gedanken über die Pflege von Holzfenstern machen, mahnt Schreinermeister Friedrich Gehrig, amtierender Fensterbauer des Jahres, an. „Beim Auto sieht man ein, dass es einer jährlichen Wartung bedarf. Aber beim Fenster denkt man, die halten ohne Zutun 30 oder 40 Jahre.“ Das sei ein Trugschluss. Er empfiehlt, die Fenster regelmäßig zu kontrollieren; insbesondere Ablagerungen an den Wetterschenkeln müssten entfernt werden. Nach dem jährlichen Fensterputz sollten Endverbraucher zudem ein Pflegemittel auftragen. „Dadurch lässt sich die Lebensdauer wesentlich verlängern“, sagt Gehrig.

Sorgfalt in der Fertigung

Der Fachmann betont ebenfalls, wie wichtig es sei, bereits bei der Verarbeitung im Betrieb Sorgfalt an den Tag zu legen, um die Oberfläche nachhaltig vor Angriffen zu schützen. Dazu gehöre es etwa, den Glasfalz ausreichend mitzubehandeln, hinterfälzte oder mit Kompriband abgedichtete Glasleisten einzusetzen, damit sich am Glasfalz kein Kodensat bildet, oder nach dem Verleimen des Fensters die Lüftungsschlitze wieder zu öffnen, um die Hinterlüftung zu gewährleisten. „Das alles sind Faktoren, die – wenn sie nicht beachtet werden – die Lebensdauer eines Fensters von Grund auf verkürzen.“