Innovationstag Mittelstand des BMWi Hightech-Show der Glasforschung

Auf dem Innovationstag Mittelstand in Berlin war die Glasbranche u.a. mit einem neuen Netzwerk für das Kleben von Glas vertreten. Ein neuartiges Holz-Lamellenfenster entstehtebenso wie eine hybride Balkonbrüstung oder ein grüner Photobioreaktor für Fassaden.

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    Forschungsprojekt FABIG: Photobioreaktoren aus Glas sollen Wärme gewinnen und eine Energiespeicherung durch die Umwandlung in Biomasse ermöglichen.
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    Mehr als 300 Aussteller präsentierten sich auf dem Innovationstag Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Berlin.
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    Dieter Pfaltz von der Glasbiegerei Pfaltz (auf der Bühne) in der Speedpitch Session. Leichter Regen verbannte die Gäste unter die Schirme.

Der Innovationstag Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gilt als Plattform für den Dialog zwischen Wissenschaftlern, Unternehmern, Politikern, Journalisten und interessierter Öffentlichkeit. Zirka 2.000 Besucher nahmen Anfang Mai 2019 die Gelegenheit wahr, sich aus erster Hand über Innovationen aus vielen Technologiebereichen zu informieren. Mit dem Netzwerk Klebtech, einem solaren Glasvordach und einer gläsernen Absturzsicherung fanden sich beim Gang über das Ausstellungsgelände auch Forschungsprojekte aus der Glasbranche.

Klebetechnik als Innovationstreiber

Im Oktober 2018 wurde das Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)-Netzwerk Klebtech – qualitätssicheres und schadenstolerantes Kleben von Glas im Bauwesen gegründet. Darin forschen 15 Mittelständler und zwei Forschungseinrichtungen unter der Projektträgerschaft von VDI/VDE-IT zur neuen Verbindungstechnik im Glas- und Fassadenbau. Die Entwicklungsschwerpunkte liegen im geklebten Randverbund von Mehrscheiben-Isolierglas, in der alterungsbeständigen Vorbehandlung für optisch hochwertige Glasverklebungen, in robusten und qualitätssicheren Klebprozessen für lastabtragende Klebeverbindungen unter beständigen Lasten sowie in maschinellen Füge- und Vorbehandlungsprozessen für Ganzglaskonstruktionen und geklebte Verglasungen. Die Schwerpunkte und Inhalte der laufenden Netzwerkarbeit zeigten auf dem Innovationstag EuroLam (geklebte Lamellenfenster), ADCO Technik und Pazdera (Algen-Bioreaktor) sowie Bonda Balkon- und Glasbau (Glas/Hybrid-Brüstung).

Algen-Bioreaktoren für Fassaden

Das Verhalten eines plattenförmigen Photobioreaktors für Fassaden mit Algen-Bioreaktoren aus Glas untersuchen ADCO Technik, Arup Deutschland, SSC Strategic Science Consult und Pazdera im Forschungsprojekt FABIG. Das Forschungszentrum Jülich ist Projektträger und moderiert die Themen. Das Forschungsvorhaben entwickelt Grundlagen und Verfahren für die Anwendung gläserner Photobioreaktoren, um Energie zu erzeugen: In plattenförmigen Bioreaktoren werden Mikroalgen kultiviert, die das Sonnenlicht als Energiequelle nutzen. Aus der solaren Strahlung, Kohlenstoffdioxid und Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor bauen Mikroalgen Biomasse auf. Somit könnten sich lichterfüllte Fassadenflächen mit günstigen Wachstumsbedingungen für Mikroorganismen als gebäudeintegrierte Energiegewinnungsanlagen eignen. Im Jahr 2013 hatte GFF von der EAL Ausstell-Lamelle von EuroLam für alle Fassaden- und Fensterarten berichtet. Mit einem modifizierten geklebten Holz-Lamellenfenster (Holz zu Glas und Holz zu Aluminium) zeigte EuroLam nun eine weitere Entwicklung. Gemeinsam mit dem Institut für Baukonstruktion der TU Dresden sollen neuartige Lamellenfenster mit lastabtragender, adhäsiver Verbindung realisiert werden. Das innen liegende Alu-Kammerprofil übernimmt dabei primär die statisch tragende Funktion und wird an den Scherenbeschlag angeschlossen. Das außen liegende Holzprofil dient der thermischen Trennung und Lastübertragung von der Verglasung zum tragenden Aluminiumprofil.

Glasvordach erzeugt Strom

Dieter Pfaltz von der Glasbiegerei Pfaltz beschrieb in der Speedpitch Session ein funktionelles Glasvordach mit integrierter solarer Stromerzeugung und Beleuchtung. Die TU Freiberg prüfte die technische Machbarkeit und unterstützte den Laminierungsprozess. Auch die Wirkungsweise der OLEDs, deren Einbindung in das Laminat sowie die Prüfung auf Materialverträglichkeit und Wasserbeständigkeit im Außeneinsatz waren Bestandteile der Forschungsarbeiten. Das Ziel des Projekts war die Entwicklung eines Bauelements, dessen Kernstück ein funktionales gebogenes Verbundglas mit schaltbaren Funktionen ist, sagte Pfaltz. Die Stromerzeugung erfolgt über während der Lamination eingebrachte Solarfolien. Das Verbundelement wird über integrierte Funktionen wie Beleuchtung und regelbare Transmission verfügen und sich an die bautechnischen Erfordernisse anpassen lassen. Darunter fallen z.B. modifizierbarer Lärmschutz, Tönung oder Wärmedämmung. Die Verbundelemente verbinden Funktionalität mit Ästhetik und realisieren so aus Glas ausgeführte Designelemente, die bisher nicht realisierbare architektonische Bauausführungen ermöglichen sollen.

Der Innovationstag Mittelstand des BMWi fand wie jedes Jahr in Berlin-Pankow auf dem Parkgelände der AiF Projekt GmbH statt. Diese ist vom BMWi mit der Projektträgerschaft für ZIM-Kooperationsprojekte beauftragt.

Innovationen fördern

Weitere ZIM-Projektträger sind EuroNorm für ZIM-Einzelprojekte und VDI/VDE-IT für ZIM-Netzwerke. Mehrheitlich verdanken die auf dem Innovationstag ausgestellten Projekte ihre Entstehung einer Projektförderung durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des BMWi. Das Bundesprogramm blickt mittlerweile auf eine mehr als zehnjährige Erfolgsgeschichte zurück, in deren Verlauf mehr als sechs Milliarden Euro an Fördermitteln bewilligt und deutlich mehr als 40.000 Innovationsprojekte angeschoben wurden. Das ZIM erreicht besonders viele kleine und junge Mittelständler. Von ZIM-Mitteln profitieren Projekte in allen Technologiegebieten; eine Vielzahl der Vorhaben adressiert wichtige Zukunftsfelder wie Leichtbau, Green Economy sowie künstliche Intelligenz (KI) und weitere Digitalisierungstechnologien.

Input aus Österreich

Im Fokus des diesjährigen Innovationstags standen auch Ergebnisse einer Reihe von Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit Partnern aus dem Gastland Österreich, wo die Beteiligung an der internationalen ZIM-Kooperation besonders rege ist. Bisher wurden in diesem Kontext von Deutschland und Österreich zusammen insgesamt 74 Entwicklungsvorhaben unter Beteiligung von 176 deutschen sowie 115 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem Nachbarland gefördert.