Die Kandidaten – der Amtsinhaber Gutmann, der Integrator: Verbände im Glas zusammenhalten

Am GFF-Wahlkampftelefon findet der 62-jährige, derzeit amtierende, Bundesinnungsmeister (BIM) Martin Georg Gutmann aus dem hessischen Hanau deutliche Worte für die Situation in der aktuellen Verbandslandschaft: "Ich habe die Befürchtung, dass – wenn einer der großen Landesverbände an der Spitze steht – es richtig schwierig wird, den Laden zusammenzuhalten."

Martin Georg Gutmann ist 62 Jahre alt, Glasermeister und Unternehmer und steht seit neun Jahren an der Spitze des Bundesinnungsverbands des Glaserhandwerks (BIV). - © BIV Glaserhandwerk

Er, Gutmann, sieht sich als Integrator in doppelter Hinsicht. Zum einen ist er beispielsweise im technischen Ausschuss des Fachverbands Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg ( GFF BW) vertreten und kennt, auch aus dem Unternehmeralltag in der Georg Gutmann GmbH & Co. KG, die Themen und Probleme der Fensterbauer. Sein erklärtes Ziel ist es, so sagt er es GFF, dafür zu sorgen, dass die verschiedenen Fraktionen "nicht noch weiter auseinanderbrechen". Dabei beschreibt sich Martin Georg Gutmann, dessen Betrieb siebeneinhalb Vollzeitstellen zählt, als überzeugten Teamplayer. GFF hat sich mehrmals davon überzeugt, vor Ort, wie der Wunsch nach einem Glaserfrühstück, bei dem der Austausch unter Berufskollegen und nicht das Abhaken von Regularien im Vordergrund steht, umgesetzt ist – der amtierende BIM nahm das Ansinnen aus seinem hessischen Landesinnungsverband auf und unterstützt das Forum wenn möglich auch durch persönliche Anwesenheit.

Deshalb ärgert sich Gutmann auch über Vorhaltungen, nicht selbst ("Wäre wahrscheinlich in mehrfacher Hinsicht besser gewesen") zu Gesprächen über die Asbestproblematik nach Berlin gereist zu sein; dabei habe er lediglich die Initiative eines Vorstandskollegen, der sich erboten hatte, den Termin wahrzunehmen, nicht ersticken wollen. Nach seinen persönlichen Zielen für eine etwaige, weitere Amtszeit gefragt, sagt der Handwerker: "Ich möchte eine Runde etablieren, an der neben den Geschäftsführern auch die Vertreter des Ehrenamts in den unterschiedlichen Landesverbänden teilnehmen, um die Kommunikation zu verbessern." Als wir Gutmann erreichen, ist er auf dem Weg zu einer großen Versicherung, die das Glaserhandwerk seit vielen Jahren mit großem Engagement unterstützt und aktuell einen Spitzenvertreter in den Ruhestand verabschiedet: "Heute morgen habe ich noch mit meinen Jungs im Betrieb die Einteilung gemacht, jetzt bin ich auf dem Weg Richtung Hannover. Das sind die Termine, die keiner mitbekommt", sagt der 62-Jährige, der beispielsweise zu ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer einen sehr guten persönlichen Kontakt unterhält.

The big ones: Bayern, BW, NRW

Zurück zum Thema Integration; denn hier gibt es im deutschen Glaserhandwerk neben den Strukturen ganz unterschiedlich aufgestellter Betriebe in der Fachrichtung Fensterbau oder eben mit dem Schwerpunkt Glasbau damit zusammenhängend auch regionale Herausforderungen. Gutmann sieht drei große Landesverbände, nämlich Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Für ihn als Hesse sei es ein Vorteil, hier vermitteln zu können, ohne sich dem Vorwurf ausgesetzt zu sehen, die Interessen des eigenen Verbandes in den Vordergrund zu stellen. Stehe ein Bundesinnungsmeister aus einem der genannten verbandlichen Schwergewichtsländer an der Spitze des BIV, sei dies ungleich schwieriger bzw. latent die Gefahr der Unausgewogenheit mit der dann drohenden Folge eines Auseinanderdriftens vorhanden. Dies aber wäre in einer Marktsituation, in der sich das Handwerk keine Reibungsverluste in den eigenen Reihen leisten könne, wenn es im Dialog mit der Branche Gehör finden wolle, fatal – und ein schlechtes Signal an Gesprächspartner, die andere Bereiche der Wertschöpfungskette vertreten.

Gutmann ist sich sicher, dass die Wahl am 18. November im ostdeutschen Halle ein sehr knappes Ergebnis bringen werde. Er persönlich bedauert, dass er offenbar lange gar nicht informiert war, dass es einen Gegenkandidaten geben würde. "Für mich", sagt er, "wäre es auf jeden Fall die letzte Amtszeit. Eine wichtige Aufgabe habe ich mir schon gestellt: einen, dann aber bitte jüngeren, Nachfolger zu finden."

GFF-Online hat im Vorwege der Wahl des Bundesinnungsmeisters die Rivalen per Flash-Newsletter vorgestellt und wird auf diesem Weg noch am Wahlabend über das Ergebnis berichten.