1. Teil: Wo bei der konventionellen Sanierung Probleme liegen Gewerkeübergreifend und mit System – so geht Sanierung

Wie die Sanierung mit standardisierten, integrierten Lösungen gelingt, beschreiben Dr.-Ing. Benjamin Krick vom Passivhaus-Institut (PHI) und Dipl.-Ing. Franz Freundorfer vom Ingenieurbüro PHC in einer mehrteiligen Serie am Beispiel des Sanierungssystems Smartshell Reno.

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    Vor der Sanierung: Dieses Gebäude diente als Pilotprojekt, die Modernisierung erfolgte mit dem Sanierungssystem Smartshell Reno.
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    Auf den GFF-Praxistagen 2017: Dr.-Ing. Benjamin Krick (li.) und Dipl.-Ing. Franz Freundorfer
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    Das Sanierungssystem Smartshell hat Franz Freundorfer u.a. auf der Passivhaustagung 2018 in München ausgestellt.

Während Deutschland und andere Staaten Fortschritte im Bereich der erneuerbaren Energien verzeichnen, bleibt die Verbesserung der Energieeffizienz gerade im Gebäudebereich hinter den Möglichkeiten zurück, wie die Diskussion um die Umsetzung der Europäischen Gebäuderichtline am Beispiel Deutschlands mit dem aktuellen Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes zeigt. Dabei erweisen sich Energieeffizienzmaßnahmen regelmäßig nicht nur als positiv für das Wohnklima und die Gebäudelebensdauer, sondern auch als wirtschaftlich. Gerade im Gebäudebestand, wo häufig keine Architekten involviert und keine Baugenehmigungen erforderlich sind, bleibt es eher dem (unwahrscheinlichen) Zufall überlassen, dass Maßnahmen mit höchster Energieeffizienz ökonomisch optimal umgesetzt werden.

Dieser Artikel bereitet die Thematik auf und zeigt eine Lösung. Dazu werden Marktsituation und die Nachfrage nach Sanierungslösungen diskutiert und Probleme der konventionellen Sanierung besprochen. Als Lösung im Fokus steht die Sanierung mit standardisierten, integrierten Lösungen, die am Beispiel des Sanierungssystems Smartshell Reno exemplarisch dargestellt wird. Die Basis dafür bilden Erfahrungen aus dem Smartshell-Netzwerk, einem Zusammenschluss von Handwerkern und Planern mit dem Ziel, hoch energieeffiziente und nachhaltige Gebäude zu errichten bzw. zu sanieren.

Status Quo: Einzelmaßnahmen ohne Blick auf das Gesamtsystem

Die bisherige Herangehensweise führt zu Problemen und stellt ein Hemmnis für die Energiewende dar. Während im Neubau davon auszugehen ist, dass bei der Umsetzung von Effizienzmaßnahmen durch die Einbindung von Architekten und Genehmigungsbehörden zumindest der gesetzliche Mindeststandard Anwendung findet, ist dies im Bereich der Sanierung in der Praxis häufig nicht der Fall. Gerade bei kleineren Objekten dominieren Einzelmaßnahmen, die ohne ein Sanierungskonzept umgesetzt werden – nämlich ohne die Planung künftiger Maßnahmen; und ohne die Effekte aktueller Änderungen auf das Gesamtsystem Gebäude in ausreichendem Maß zu berücksichtigen.

Findet beispielsweise ein Fenstertausch statt, wird nicht berücksichtigt, wie sich in einem kommenden Schritt die Fassadendämmung anschließen lässt – dabei gibt es hier gute Lösungen.

In Kombination: dichte Fenster und automatische Lüftung

Zwar setzt sich die Erkenntnis durch, dass die neuen, nun luftdichten Fenster dazu führen können, dass die Raumluftfeuchte steigt und es hierdurch vermehrt zum Auftreten von Schimmel kommen kann. Die hieraus gezogenen Konsequenzen sind aber oft falsch und kontraproduktiv: Der Einbau thermisch weniger hochwertiger Fenster löst das Problem nicht – und die Verringerung der Luftdichtheit, z.B. durch Herausschneiden von Dichtungen oder durch Fensterfalzlüfter, führt weiterhin zu vermeidbaren Energieverlusten und unbehaglichen Zugerscheinungen. Das Problem des Schimmels wird, wenn überhaupt, in den Fensterfalz verlagert; das Problem der Belastung der Raumluft durch Schimmelsporen ist nicht gelöst. Die hier adäquate Maßnahme ist eine Kombination aus automatischer Lüftung – am besten mit Wärmerückgewinnung, wo klimatisch sinnvoll – und thermisch optimierten Fenstern.

Vorurteile bekämpfen

Nach den Erfahrungen der Partner im Smartshell-Netzwerk ist vielen privaten Bauherren, gerade wenn sie ihre Immobilie selbst bewohnen, daran gelegen, umweltschonend zu handeln. Auch an der Steigerung des thermisch-hygrischen Komforts ihrer Immobilie ist ihnen gelegen. Ebenso spielt die Werterhaltung der Immobilie für kommende Generationen oft eine wichtige Rolle. Die Verunsicherung durch vielfach in den Medien propagierte Vorurteile wie „Durch Sanierung entsteht Schimmel“, „Das Fenster darf nicht besser sein als die Wand“, „Durch Dämmung kann das Haus nicht mehr atmen“ und „Die Maßnahmen sind ohnehin nicht wirtschaftlich“ oder in abgeschwächter Form „Bis sich das in 20 Jahren rechnet, leben wir nicht mehr“ macht es schwierig, nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen durchzusetzen. Handelt es sich bei den zu sanierenden Objekten um Gebäude in der Hand von Eigentümergemeinschaften, erhöht sich die Schwierigkeit, da ein Einvernehmen aller Eigentümer erzielt werden muss.

Gut beraten, gut vernetzen

Hinzu kommt, dass auch viele Bauschaffende den oben genannten Vorurteilen anhängen und so falsch beraten. Selbst wenn die Bauschaffenden über adäquates Wissen über die physikalischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge verfügen, fehlen ihnen oftmals Überzeugungskraft und Werkzeug, ihre Kunden zur Umsetzung optimaler Lösungen zu bewegen. Lieber hinter dem Optimum für den Kunden zurückzubleiben, statt den Auftrag zu verlieren, kann eine Motivation sein. Ein anderer Aspekt, speziell im deutschen Markt mit sehr guter Auftragslage: Es ist genug Arbeit da, auch ohne sich um eine gute Beratung des Kunden zu bemühen. Besser schnell verkaufen, als lange Überzeugungsarbeit zu leisten – das kann hier eine Devise sein. Und: Wer etwas anderes empfiehlt als alle anderen, wird – so die Wahrnehmung der Kunden – wohl kaum richtig liegen und setzt sich im Fall des Scheiterns einem höheren Risiko aus.

Aus dem Zusammenspiel aus der geringen Vernetzung der Gewerke, unzureichender Beratung und auch mangelhafter Ausführung scheinen sich dann in der Praxis die genannten Vorurteile zu bestätigen; das zementiert sie – zum Nachteil aller Beteiligten, einmal ganz abgesehen von den kurzfristigen Interessen der Shareholder des Energieversorgungssektors.

Wie sieht die Lösung aus?

Als Probleme wurden häufig vorhandene Vorurteile sowie mangelndes Wissen der am Bau Beteiligten identifiziert. An beiden Punkten gilt es insbesondere durch Aufklärung und Schulung sowie das Bereitstellen angemessener Werkzeuge und Lösungen anzusetzen.

Wie diese Lösungen aussehen und wie sich Smartshell Reno in der Praxis bewährt, lesen Sie in der Novemberausgabe der GFF.