Schimmelbildung nach Fenstererneuerung Fenster besser als die Wand – ist das problematisch?

Die thermische Qualität von Fenstern sollte nicht besser sein als die der umgebenden Wände – sonst kommt es zu Schimmelbildung. Was dran ist an der Behauptung und welche Hintergründe Sie kennen sollten, erläutert Dr.-Ing. Benjamin Krick vom Passivhaus Institut (PHI).

Wer seine alten Fenster gegen neue, dichte Elemente tauscht, muss regelmäßig konsequent lüften, um so die Schimmelbildung zu vermeiden. - © Heiler

Der U-Wert einer Altbauwand liegt in nicht saniertem Zustand bei 1,4 W/m²K. Damit ist der U-Wert eines neuen, dreifach verglasten Passivhaus-Fensters mit hochwertigem Rahmen besser als der U-Wert der Wand. Zusätzlich ist das Fenster damit soweit verbessert, dass der kälteste Punkt nicht mehr im Bereich des Fensters liegt, sondern regelmäßig im Bereich der unsanierten Wand. Im Verlauf der Component Award-Vergabe 2015 hat das Passivhaus-Institut (PHI) dies für alle berechneten Fällen nachgewiesen. Aber führt dieser Umstand zu vermehrten Hygieneproblemen, also Schimmelbildung?

Lüftungskonzept notwendig

„Alte Fenster sind in der Regel undicht. Sie sorgen auf diese Weise für einen unkontrollierten Luftaustausch, der zu Behaglichkeitseinbußen und zu erheblichem Energieverlust beiträgt – und damit zu vermeidbaren Heizkosten“, sagt Dr.-Ing. Benjamin Krick vom PHI. Allerdings sorge die Undichtheit auch für den Abtransport von Feuchtigkeit; die Raumluft bleibe vergleichsweise trocken. Werden nun die alten, undichten Fenster durch neue, dichte ersetzt, kann es laut Krick zu erheblichen Hygieneproblemen kommen: Der verringerte Luftwechsel durch die nun dichten Fenster erfordere eine häufigere Lüftung durch den Nutzer, um die Luftfeuchtigkeit im Raum damit abzutransportieren.

Häufig passen Nutzer ihr Lüftungsverhalten nicht an die neue Situation an, in der Folge steigt die Luftfeuchtigkeit und es kann zu hygienisch problematischen Verhältnissen und sogar zu Tauwasserausfall an den kältesten Stellen im Raum kommen. „Die Probleme sind also durch das Lüftungsregime begründet, nicht durch die thermische Qualität der Fenster“, klärt Krick auf. Aus diesem Grund müsse der Fensterbauer, der in der Sanierung als Fachplaner auftritt, beim Austausch von Fenstern ein Lüftungskonzept mitliefern oder zumindest auf die Problematik hinweisen. Intensivierte Lüftung durch das Ausschneiden von Dichtungen oder durch fensterintegrierte Lüftungen ohne Wärmerückgewinnung und ohne Steuerung ist Krick zufolge nur bedingt geeignet, das Problem zu lösen, und führe zu hohen Wärmeverlusten. Was schafft Abhilfe? „Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung löst das Hygieneproblem zuverlässig und schafft zusätzlich eine bessere Raumluftqualität bei niedrigeren Energiekosten“, sagt Krick.

Fazit: Thermische Qualität nicht für Probleme verantwortlich

Für erhöhte Feuchtigkeitsprobleme nach einem Fenstertausch ist also nicht die thermische Qualität der Fenster verantwortlich, sondern deren höhere Luftdichtheit. Durch einen auf diese Weise verminderten Luftwechsel steigt die Luftfeuchte im Raum an. Die Lösung des Problems liegt daher in einer verbesserten Lüftung, vorzugsweise mit Wärmerückgewinnung.