Erstens kommt es anders...

Reinhold Kober, Chefredakteur GFF - © Foto:privat

„Mit Unterstützung der Fachkommission Bautechnik der Bauministerkonferenz konnten wir erreichen, dass der neue Abschnitt 5. 1.4 so geändert wird, dass in der neuen DIN 18008-1 keine über die seit langer Zeit bestehenden gesetzlichen Anforderungen (siehe z.B. § 37 Abs. 2 MBO bzw. § 13 Abs. 2 LBOAVO) hinausgehenden Anforderungen an die Verwendung von Sicherheitsglas gestellt werden.“ Der Satz stammt aus einem Schreiben des baden-württembergischen Umweltministers MdL Franz Untersteller an den Vorstandsvorsitzenden Patrik Detzel der Baugenossenschaft Biberach, welches GFF in Kopie vorliegt. Der Grünen-Politiker macht kein Hehl daraus, im identen Papier, dass er „unnötige, die Baukosten steigernde Verschärfungen von Standards“ ablehnt. Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer des BF und in dieser Funktion einer der Protagonisten der vom Verband intendierten Normenverschärfung, hatte in der Podiumsdiskussion der GFF-Praxistage im Herbst 2017 gefragt: „Wer sagt eigentlich, dass es nicht teurer werden darf – was ist so schlimm daran?“ Es scheint politisch nicht in die Zeit zu passen. Übrigens ruft der Minister im Brief dazu auf, „sich frühzeitig mit neuen kostenrelevanten Normen zu befassen und die Beteiligungsmöglichkeiten in Normungsverfahren zu nutzen“. Nach unserer exklusiven Bewegtbild-Berichterstattung – im Video https://www.gff-magazin.de/achenbach nimmt ö.b.u.v. Sachverständiger Eberhard Achenbach kritisch zum Normenentwurf Stellung und regt im Sommer 2018 an, vor einem Einsatz von ESG oder VSG in Absprache mit dem Bauherrn zu prüfen, ob eine Nutzungsänderung Sicherheitsglas notwendig mache, wenn Float bisher problemlos funktioniert hat – rügte u.a. stellvertretender Ausschuss-Obmann Prof. Dr.-Ing. Jens Schneider mit stattlichem Mailverteiler, die Nutzer könnten ein verzerrtes Bild erhalten, „das dazu beitragen kann, falsche Schlüsse zu ziehen und falsche Entscheidungen zu treffen, insbesondere auch in der Kundenberatung“. Heute wissen wir, dass es im Gegenteil bedenklich gewesen wäre, als Glasermeister Kunden zu suggerieren, sie müssten wegen einer mutmaßlich in Kürze geänderten Norm in entsprechenden Anwendungen den Einsatz von Sicherheitsglas beauftragen. U.a. der VFF hat darauf hingewiesen, dass bis zum Inkrafttreten der DIN 18008 – in der beabsichtigten Form scheint der Weg weiter denn je – von einer solchen Verpflichtung keine Rede sein könne. Der BIV warf Achenbach Effekthascherei vor und lobte sich selbst im glasstec-Newsletter für die Gremienarbeit: „Da baut der Bundesinnungsverband (...) doch lieber weiter auf altbewährte und erfolgreiche Praktiken (...).“ Wenn unsere Informationen stimmen und Hadamar schon bald einen kräftigen Schluck aus der Beitragspulle zu nehmen gedenkt, dürften die freilich ruhig noch ein bisschen erfolgreicher werden.

Bis 2.5.19 stimmen Sie auf www.gff-magazin.de unter diesen Alternativen für das Wunschthema in der großen GFF-Sommerausgabe Juli/August ab.

1. Energieeffizientes Bauen: Wie viel gibt der Kunde dafür aus, taugt es als Innovationstreiber und wie arbeiten regionale Handwerker-Netzwerke?

2. BIM – für das Geschäft danach: GFF erklärt, welche Rolle der Datenaustausch künftig für das Ersatzteilmanagement in der Nachversorgung spielt.

3. Terrassendach hui, Wintergarten pfui? Wie das Edel-Bauteil den Weg aus der Krise findet; und wie es überhaupt in diese geraten konnte.

Ihr

Reinhold Kober