Thermix Ensinger: Erster Hybrid-Abstandhalter wird 25

Ein Werkstoff-Mix aus Kunststoff, koextrudiert mit Metall, gab dem thermisch optimierten Isolierglas-Abstandhalter den Namen: Thermix. Die gleichnamige Firma gründete Georg Greubel im Jahr 1993. Ein Jahr später begann die Serienproduktion beim Entwicklungspartner Ensinger, der Thermix schließlich 1997 komplett übernahm.

Erster Hybrid-Abstandhalter wird 25
Entwicklung des Thermix seit 1993 - © Ensinger

„Die Abstandhalter am Scheibenrand beeinflussen die Dämmwirkung von Fenstern und Fassaden über die Nutzungsdauer von mehreren Jahrzehnten“, erklärt Ingrid Meyer-Quel, bis 2011 Produktmanagerin und Vertriebsleitung für Thermix und heute selbstständige Beraterin für warme Kante und Glas. „Besteht der Spacer aus Stahl oder Aluminium, geht wegen der hohen Wärmeleitfähigkeit des Metalls im Randbereich von Verglasungen viel Energie verloren. Hochdämmende Kunststoffprofile, meist mit einer dünnen Diffusionssperre aus Edelstahl ausgestattet, minimieren diese Wärmebrücke effektiv.“

Die Architekten der wachsenden Passivhaus-Bewegung erkannten die Vorteile von Thermix rasch: Weniger Energieverluste bedeuteten geringeren Heiz- und Kühlbedarf, niedrigere Energiekosten und CO2-Emissionen. Zudem stieg der Wohnkomfort. Da der Glasrand auch bei kühleren Außentemperaturen warm blieb, konnte sich kaum noch Feuchtigkeit aus der Raumluft am Verglasungsrand absetzen. Damit sank das Risiko von Tauwasser- und Schimmelpilzbildung.

„Umstieg so leicht wie möglich“

„Wir haben das Produkt so konzipiert, dass es Isolierglasherstellern den Umstieg so leicht wie möglich macht“, erklärt Heinz Raunest, der Thermix als Anwendungstechniker seit dem ersten produzierten Meter bei Ensinger begleitet. „Die Profilstange ließ sich ohne größere Investition oder Schulung der Mitarbeiter auf bestehenden Linien verarbeiten. Das Material vertrug sich gut mit allen üblichen Dichtstoffen und dazu lieferten wir passende Verbindungselemente und Wiener Sprossen in zahlreichen Abmessungen und Farben.“

Thermix sei seiner Zeit aber etwas vorausgewesen. In den 1990er Jahren wurde bei der standardisierten energetischen Bewertung von Fenstern und Fassaden die Wärmebrücke im Übergangsbereich von Glas zu Rahmen noch gar nicht berücksichtigt. Der Mehrwert einer warmen Kante ließ sich vielen Kunden daher nur schwer vermitteln. Die Isolierglashersteller zögerten, wenngleich sich ab 1994 im Entwurf der DIN EN ISO 10077 (damals 30077) bereits abzeichnete, dass eine umfassende Neubewertung bevorstand.

Normierung brachte den Durchbruch

„Den Weg in den Massenmarkt mussten wir mit Grundlagenarbeit erst noch ebnen“, erinnert sich Ingrid Meyer-Quel, die seit 1998 zu den Gründungsmitgliedern des „Arbeitskreis warme Kante“ beim Bundesverband Flachglas (BF) zählt. Mit Forschungsinstituten entwickelten sie Kriterien für den wärmetechnisch verbesserten Randverbund, Rahmenmodelle und Berechnungsverfahren. Die BF-Datenblätter mit repräsentativen Psi-Werten für Fenster und für Fassadenprofile gelten inzwischen weit über Deutschland hinaus als Referenz.

Im November 2000 trat die DIN EN ISO 10077 in Kraft. Der Psi-Wert als längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient für die Wärmebrücke am Glasrand floss nun neben den flächengewichteten Werten von Verglasung (Ug) und Rahmen (Uf) in die Berechnung des U-Wertes von Fenstern ein. Thermisch verbesserte Abstandhalter erhielten dadurch einen deutlichen Schub, der sich mit den steigenden gesetzlichen Anforderungen an den Wärmeschutz weiter verstärkte.

Zwei Drittel der Fenster haben Abstandhalter

Heute bietet der Markt eine Vielzahl von Varianten der warmen Kante Abstandhalter: zu Rahmen verarbeitbare Stangenprofile aus Edelstahl sowie Hybrid-Profile aus Kunststoff mit Edelstahl oder Verbundfolie ebenso wie flexible Systeme, die aus dem Fass (thermoplastische Spacer, TPS) oder von der Rolle (geschäumte Profile) auf die Scheiben appliziert werden. Zwei Drittel aller in Deutschland produzierten Fenster haben heute thermisch optimierte Abstandhalter.

„Energieeffizientes Bauen ist ein komplexes Thema, bei dem Visionäre die obere und Regulierer die untere Orientierungslinie des Markts ziehen“, weiß Heinz Raunest, der Thermix-Kunden weltweit betreut. „Aber es ist ganz einfach so: Ein gut dämmender Abstandhalter anstelle von Aluminium verbessert den U-Wert eines Fensters um 0,1 bis 0,2 W/m²K – das entspricht bei einem UW von 1,0 W/m²K zehn Prozent. Egal ob ein Raum beheizt oder gekühlt wird: Es gibt kaum ein Bauteil, das sich schneller auszahlt. Das gilt für den Geldbeutel, den Wohnkomfort und die Umwelt.“