Damit Ihr Montageauftrag nicht am seidenen Faden hängt Einsatzleiter, bitte kommen

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Ohne Hilfsmittel in Form von Kränen, Saugern oder Vakuumhebern kommen die Betriebe auf der Baustelle häufig nicht aus. GFF berichtet, wann Unternehmen dabei auf externe Dienstleistungen zurückgreifen und wann der eigene Maschinenpark für kniffelige Einbaufälle zum Einsatz kommt.

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    © Strobel
    Ein Helikopter flog die Fensterpakete aus dem Tal zur Hütte auf 2.084 Meter.
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    © sdf
    Für Schaufensterverglasungen nutzt Glas Service Wustrow den Glasrobot.

Das Waltenberger-Haus liegt an einem exponierten Standort, auf 2.084 Meter Höhe in den Oberstdorfer Bergen am Fuß des Bergs der guten Hoffnung. Entsprechend groß war die logistische Herausforderung für den Bad Wörishofer Fensterbaubetrieb Strobel, 42 Fenster und sieben Türen für den Neubau der Hütte aus dem Tal zum Einsatzort zu bringen. Die einzige Möglichkeit waren Flüge mit dem Hubschrauber. „Das war eine sehr interessante Baustelle“, sagt Geschäftsführer Johann Strobel junior im Rückblick zum Ablauf des Projekts ( GFF berichtete ausführlich in Ausgabe 11/16).

Mit dem Heli zur Montage

Seine Fenster fuhr Strobel zunächst mit Lkw und Hängern an den eingerichteten Landeplatz in Einödsbach. Von dort aus startete der Helikopter den dreiminütigen Flug zur Hütte und setzte die Fensterpakete präzise auf der acht Quadratmeter großen Abladefläche ab. Organisatorisch war der Helikoptereinsatz laut Strobel kein Problem. Der Deutsche Alpenverein (DAV), Sektion Allgäu-Immenstadt, als Bauherr habe den Hubschrauber beauftragt. Damit sich die Anzahl an Flügen in Grenzen hielt, versuchte das Unternehmen, das maximal mögliche Transportgewicht von 900 Kilogramm bestmöglich auszunutzen. „Wir wollten möglichst viele Fenster in einem Pulk transportieren“, sagt Strobel. Der Fensterbauer verzichtete daher auf gewöhnliche Verladeböcke und verband die 65 Kilogramm schweren Einzelelemente stattdessen u.a. mit Fichtenleisten, welche die Hausbetreiber später als Brennholz nutzten. Insgesamt waren 7.213 Kilogramm an Fenstern auf die Hütte zu befördern. „Wir haben an jedes Paket dessen Gewicht geschrieben. Schwere Ladungen flog der Helikopter wegen des dann niedrigeren Gesamtgewichts erst am Ende, wenn der meiste Sprit schon verbraucht war“, berichtet Strobel. Auch in anderer Hinsicht war die Logistik anspruchsvoll. „Wir mussten kurzfristig reagieren, wenn das Wetter keinen Flug zuließ“, ergänzt Strobel. „Einmal waren wir mit 25 Leuten oben an der Hütte und mussten wegen Nebels unverrichteter Dinge wieder abziehen.“

Monteure übernachten am Berg

Auch die Monteure setzte der Hubschrauber oben ab. Zwei Mann waren vor Ort und montierten die Elemente innerhalb von anderthalb Wochen. Sie schliefen in zwei Wohncontainern unterhalb des Helikopter-Landeplatzes und wurden vom DAV verköstigt. Ein Kran stand den Arbeitern für die Montage der Fenster nur am Anfang zur Verfügung. Später befestigten die Monteure eine Umlenkrolle am vorhandenen Gerüst und zogen die einzelnen Fenster nach oben. Die Elemente hatte Strobel im Werk so weit wie möglich vorgefertigt: Innen- und Außenfutter waren bereits angeleimt, Fensterbleche sowie Fensterläden bzw. Siebdruckplatten montiert. So war das Element in sich dicht, und die Strobel-Monteure brauchten auf der Baustelle nur die Flügel auszuhängen, die Elemente in die Öffnung zu schieben und später die Flügel wieder einzuhängen. „Auf mehr als 2.000 Meter bei leichtem Niesel- oder Schneeregen die Futter anzuleimen, wäre kein Spaß gewesen“, erläutert Strobel. „Der hohe Grad der Vorfertigung war ein großer Vorteil für uns.“

Während des Transports wurde das Futter einer Haustür beschädigt und musste vor Ort repariert werden – laut Strobel ist das eine sehr gute Bilanz. „Dass eine solche Aktion ganz ohne Transportschäden vonstattengeht, ist kaum zu erwarten.“ Strobel weiß, wovon er spricht. Aktuell ist die Firma bereits mit dem nächsten Auftrag in den Alpen beschäftigt, wo wieder ein Hubschrauber zum Einsatz kommt.

Für jede Situation das richtige Gerät

Und wenn Strobel mal nicht den Hubschrauber braucht, mit welchen Montagegeräten behilft er sich dann? Die Firma selbst verfügt mit dem Glasboy über ein eigenes Hebegerät. Externe Dienstleister kommen aber immer wieder zum Einsatz, z.B. wenn extrem große, schwere Scheiben zu montieren sind und dementsprechend schwereres Gerät gefragt ist. Auch Autokräne samt Bedienpersonal mietet der Geschäftsführer an. „Man braucht immer das richtige Gerät für die richtige Situation“, sagt Strobel.

Ähnlich geht der Fachbetrieb Glas Service Wustrow in Hannover vor. Das Unternehmen nutzt zur Montage auf der Baustelle gerne den Glasrobot, den sich das Unternehmen für seine insgesamt drei Montagetrupps angeschafft hat. Das Gerät kommt laut Glasermeister und Geschäftsführer Marcel Wustrow vor allem dann zum Einsatz, wenn es um die Montage großer Schaufensterverglasungen geht – und wenn der Einsatzort entsprechend erreichbar ist, sprich: sich im Erdgeschoss befindet und ebenerdig zugänglich ist. „Wenn der Einbau für unsere Monteure rückenschonend möglich ist, setzen wir den Glasrobot gerne ein“, sagt Wustrow.

Wenn es höher hinausgeht

Oft ist der Betrieb nach seinen Angaben aber auch an Hochhäusern im Einsatz. In diesen Fällen beauftragt Glas Service Wustrow einen Dienstleister, der Autokräne zur Verfügung stellt – samt geschultem Fahrer. Das war beispielsweise der Fall bei einem Mehrfamilienhaus in Hannover-Ricklingen. Mit ihren Dimensionen von 2,91 mal 2,26 Meter hätte die auszutauschende Scheibe nicht durch das Treppenhaus gepasst. Und auch ihr Gewicht von zirka 200 Kilogramm sprach dafür, dass der Betrieb einen Autokran hinzuzog, um die Scheibe von außen über die Balkonbrüstung zu befördern. Solche Auträge führe der Betrieb regelmäßig aus.