Glasertag 1949 in Mosbach Eine Fenster-Messe im Sommer? Gab es schon längst

1949 ebnete Friedrich Schlick als Geschäftsführer des damaligen Glaserverbands Württemberg/Baden den Weg für die heutige FENSTERBAU FRONTALE. Der Austausch zwischen Industrie und Handwerk fand damals im Hochsommer statt.

Der Hallenplan von 1949: Einige der 42 Aussteller existieren heute noch, z.B. Roto (Stand 24) und Gretsch-Unitas (Stand 9). - © Archiv Friedrich Schlick/Sammlung Erhard Hauke (bereitgestellt von Jürgen Sieber)

Samstag, den 23. Juli 1949, 8.30 Uhr: Das Empfangskomitee steht bereit und erwartet am Bahnhof Mosbach die Gäste des allerersten Verbandstags, den der „Fachverband des Glaserhandwerks und verwandter Berufe des Landes Württemberg/Baden“ für die folgenden beiden Tagen organisiert hat. So liest es sich in den Unterlagen aus dem Archiv des damaligen Geschäftsführers Friedrich Schlick.

Mit der Lizenz der amerikanischen Besatzungstruppen wurde der Verband zwei Jahre zuvor, im Jahr 1947, gegründet. Die französisch besetzten Landesteile Südbaden und Südwürttemberg-Hohenzollern fehlen allerdings noch in der Verbandsstruktur. Diese kommen erst am 15. Mai 1954 hinzu, es ist die Geburtsstunde des heutigen Fachverbands Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg (GFF BW).

FENSTERBAU FRONTALE im Kleinen

Zurück zum Verbandstag in Mosbach: Nach dem Empfang der Gäste im Bahnhofshotel folgen um 9 Uhr die Sitzung des Verbandsvorstands, um 14.30 Uhr die Generalversammlung und am Abend ein Festbankett – so weit, so gewöhnlich. Besonders herauszuheben ist allerdings der Programmpunkt, der am 24. Juli um 14.30 Uhr auf die Fachvorträge am Vormittag folgt: Besuch der "Maschinen-, Werkzeug- und Rohstoffschau" in der Markthalle der Stadt Mosbach heißt es da.

Wie Jürgen Sieber, der heutige Vorsitzende des Fachverbands GFF BW, erläutert, wird sich aus der hier erstmals veranstalteten, mit 42 Ausstellern zugegebenermaßen recht überschaubaren, Leistungsschau die spätere internationale Fachmesse FENSTERBAU FRONTALE in Nürnberg entwickeln.

GFF BW als ideeller und fachlicher Träger

"Friedrich Schlick hatte die geniale Idee, neben den Handwerkern auch Holzmaschinenhersteller und Holzhändler zur Verbandstagung einzuladen", schildert Sieber die Anfänge der Messe. Damit waren die Weichen gestellt: Der Austausch zwischen Industrie und Handwerk wird bis heute in Nürnberg gelebt, wo die ab 1968 FENSTERBAU genannte Messe nach mehreren Standortwechseln erstmals im Jahr 1988 gastierte – und fortan auch verblieb. Das von Schlick selbst etablierte Messeformat hat die NürnbergMesse kurze Zeit später übernommen – noch heute ist der GFF BW ideeller und fachlicher Träger der FENSTERBAU FRONTALE.

Übrigens: Während in Mosbach die Herren die Fachausstellung besuchen, brechen die mitgereisten Damen, so ist es notiert, per Omnibus zur Burg Hornberg auf – auch das gehört zu den Anekdoten rund um die erste Glasermesse von 1949.