13 Grad Celsius-Isotherme muss richtig berechnet sein Einbaufehler vermeiden mit dem Ebenenmodell

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Für die Montage von Fenster und Türen gibt es anerkannte Leitfäden und jede Menge Know-how – dennoch passieren immer wieder Fehler. Der Schlüssel zum Erfolg ist das Ebenenmodell, wie Technikexperte Peter Gahr erläutert.

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    Der Einbau von Fenstern und Türen ist eigentlich Standard und doch kommt es immer wieder zu folgenschweren Montagefehlern. In Seminaren bietet Schüt-Duis kompetente Beratung bezüglich des korrekten Bauanschlusses.
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    Die erste Ebene ist bauphysikalisch kritisch. Sie muss durchgängig erkennbar sein und stets außerhalb der 13 Grad Celsius-Isotherme liegen, um Tauwasserschäden zu vermeiden.
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    Die zweite Funktionsebene reguliert hauptsächlich Wärme und Schall. Die 13 Grad Celsius-Isotherme muss innerhalb dieser Ebene verlaufen.
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    Die dritte Ebene schützt vor Schlagregen und Wind. Sie sollte diffusionsoffen sein, damit eingedrungene Feuchtigkeit sicher ausdiffundieren kann.

Fenster und Türen sind konstruktiv delikate Schnittstellen innerhalb der Fassade. Luftdichte, Taupunkt und Kondensatniederschlag mit einhergehenden Schimmelschäden sind die meistdiskutierten Themen. In der Tat: Fenster und Türen sind hochkomplizierte Mehrkämpfer. Sie sollen nahezu unsichtbar sein, dem Regen und Wind trotzen, Schallschutz leisten, Temperaturdifferenzen zuverlässig abpuffern und Energie einsparen. Zugleich müssen sie Gebäudebewegungen formstabil abfangen; und der Nutzer muss sie leichtgängig mit einer Hand öffnen können. Damit dies alles funktioniert, muss neben dem Bauteil selbst sowie dessen stabiler Befestigung vor allen Dingen die Abdichtung fachgerecht ausgeführt sein. Mit dem Ebenenmodell sollte hier nichts mehr schieflaufen. Jede Fassade setzt sich aus drei Funktionsebenen zusammen. Dabei übernimmt jede eine spezielle Funktion. Von innen nach außen gesehen: das Trennen von Raum- und Außenklima, den Wärme- und Schallschutz sowie den Wetterschutz. Wenn der Fenstermonteur diese drei Funktionsebenen nicht exakt aufeinander abstimmt, sind Folgeschäden nahezu vorprogrammiert.

Drei Ebenen aufeinander abstimmen

Der Knackpunkt eines jeden Einbaus ist die erste Funktionsebene, die das Raumklima vom Außenklima trennt. Diese muss unterbrechungsfrei über die gesamte Fläche der Außenwand führen und zuverlässig verhindern, dass Wasserdampf in den taupunktgefährdeten Bereich der Wand- oder Fenster-/Türkonstruktion eindringt. Erreicht der Wasserdampf Schichten mit dem kritischen Temperaturwert von zirka 13 Grad Celsius, kondensiert dieser zu Wasser aus – und in dem durchfeuchteten Bauteil beginnen Tauwasser und Schimmelpilz ihr zerstörerisches Werk.

Erste Ebene als neuralgischer Punkt

Neben der Lage des Bauelements innerhalb der Mauerebene selbst kommt der Geometrie und wasserdampfdichten Ausführung der Anschlussfugen eine besondere Bedeutung zu. Die Fugen müssen groß genug sein, um Bauwerksbewegungen abzufangen und die Dehnbarkeit von elastischen Dichtstoffen nicht überzustrapazieren. Für eine funktionssichere Abdichtung der Fuge selbst haben sich Dichtbänder bewährt. Diese führt der Verarbeiter in der ersten Funktionsebene diffusionsdicht über die Fuge. Gegenüberliegend, in der Wetterschutzebene, setzt er ein diffusionsoffenes Fugenband, das ein Ausdiffundieren eventuell eingedrungener Feuchtigkeit nach außen ermöglicht. Weitere Möglichkeiten bieten spritzbare Dichtstoffe, imprägnierte Dichtbänder, Folien, Dichtfolien, Anputzdichtleisten.

Vorsicht bei großen Elementen

Die zweite Ebene übernimmt die wichtigsten bauphysikalischen Funktionen der Außenhülle: den Wärme- und Schallschutz. Auch Fenster und Türen gehören zur zweiten Ebene. Primär verantwortlich für die richtige Ausführung ist der Architekt bzw. Fassadenplaner. Für die Bauelemente steht der Hersteller in der Pflicht. Bei der Montage von großen Bauelementen wird häufig deren wärmeabhängige Ausdehnung unterschätzt. Besonders bei dunklen Profilen müssen bereits ab Profillängen von drei Meter häufig Dehnstöße eingeplant werden. Auch die Abstände und Anzahl der Befestigungspunkte sind keine Gefühlssache. Bei großen Einbaubreiten kommen die Projektverantwortlichen selten an Pfostenverstärkungen vorbei. Wichtig ist hierbei: Da sich diese im Durchbiegungsbereich des Sturzes befinden, muss oben ein Loselager ausgeführt sein, damit der Sturz keine Last abtragen kann. Am Schluss steht ein lückenloses Auffüllen des verbleibenden Fugenraums mit Dämmstoff. Die Standardlösung dafür sind so genannte PU-Ortschäume, Schaumstofffüllbänder oder mineralische Stopfwolle. Ökologische Alternativen sind Spritzkork sowie aufgearbeitete Naturprodukte mit dämmenden Eigenschaften. Grundsätzlich besteht für alle Dichtstoffe dieselbe Forderung: Sie dürfen nicht wassersaugend sein.

Außen auf die Ecken achten

Die dritte Funktionsebene soll den Eintritt von Regenwasser, besonders Schlagregen, verhindern und dieses kontrolliert abführen. Bei der Montage liegt daher ein besonderes Augenmerk auf der langfristigen wind- und schlagregendichten Ausführung der Anschlussfugen zwischen Bauteil und Baukörper. Den weitaus komplexeren Part übernehmen hier die Fenster- und Türenhersteller: Auch Fenster und Türen selbst müssen absolut schlagregendicht sein. Der Monteur muss die starren Fugen sorgfältig von außen abdichten. Die Untergrundvorbehandlung und sorgfältiges Arbeiten, besonders an den Ecken, sind hier unersetzlich. Um ein Ausdiffundieren von eventuell in die Fuge eingedrungener Feuchte zu ermöglichen, ist die dritte Ebene diffusionsoffen auszuführen. Ein Ausdiffundieren kann natürlich nur in beschränktem Maß erfolgen. Die beste Ausführung der äußeren Ebene funktioniert nur, wenn die innere Ebene fehlerfrei geplant und umgesetzt ist – also nur begrenzt Feuchte eindringen kann. Einzig damit ist garantiert, dass im Funktionsbereich keine unzulässige Feuchteerhöhung sowie unkontrollierte Wärmeverluste durch Konvektion entstehen.

Hat der Monteur das Ebenenmodell einmal verinnerlicht, kann bei der Montage von Fenstern und Türen nicht mehr allzu viel schieflaufen, vorausgesetzt: Bei der Planung wurde der Verlauf der bauphysikalisch kritischen 13 Grad Celsius-Isotherme richtig berechnet – diese sollte durchgängig innerhalb der inneren Funktionszone liegen.

Rat holen bei den Fensterherstellern

Wer ganz sicher sein möchte, wendet sich direkt an den Hersteller der Einbauelemente. Schüt-Duis etwa hat hierfür speziell geschulte Techniker, die mit der komplexen Thematik der Fassade vertraut sind. Rehau wiederum bietet zur sicheren Konstruktion und für den fachgerechten Einbau eine umfangreiche Planungssoftware an.