Elektrisch beheiztes Glas verhindert Kaltwandeffekt Draußen eiskalt, drinnen warm und gemütlich

Elektrisch beheiztes Glas spielt seine Stärken vor allem in kalten Klimazonen aus: Es legt die Sicht nach draußen frei, sorgt für ein angenehmes Raumklima und schützt hohe Gebäude vor herabfallenden Eis- und Schneemassen. Lesen Sie, welche Technologie genau dahintersteckt.

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    © Finnglass
    Glas-Iglus: Dank des elektrisch beheizten Glases von Finnglass haben die Gäste im nordfinnischen Arctic Resort Kakslauttanen jederzeit eine unverstellte Sicht auf die Nordlichter und den Sternenhimmel.
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    © Moscow City Tower
    Mercury City Tower Moskau: Die Josef Gartner GmbH gab das beheizte Glas für Krone und Dächer in Auftrag.

Die Winter im finnischen Lappland sind kalt und streng – mitunter sinken die Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius unter null. Nur etwa 250 Kilometer nördlich des Polarkreises liegt das Arctic Resort Kakslauttanen. Die Lage des Familienhotels besticht durch die fast unberührte Umgebung und die Nähe zum größten Nationalpark Finnlands. Eine besondere Touristenattraktion sind die Glas-Iglus. Um den Gästen während der Nordlichtsaison einen freien Blick auf den Sternenhimmel zu ermöglichen, stattete Finnglass die Unterkünfte mit elektrisch beheizbaren Glasscheiben aus, die auf maßgeschneideten Stahlrahmen montiert sind. Die Herausforderung für den Glashersteller bestand darin, die Scheiben dauerhaft eis- und schneefrei zu halten.

Als perfekte Lösung entpuppte sich die Installation einer elektrischen Heizung an der Innen- und Außenscheibe der Dreifach-Verglasung. Sie eliminiert Kondenswasser und Konvektion, macht den Einsatz zusätzlicher Heizgeräte überflüssig und garantiert höchsten Wohnkomfort – auch bei erheblich schwankenden Außentemperaturen. Liegt die Temperatur der Innenverglasung um ein bis zwei Grad höher als die Raumtemperatur, wird der Kaltwandeffekt verhindert. Dank intelligenter Sensoren heizt das Außenglas nur bei Schnee und kann so schnell auf wechselnde Wetterbedingungen reagieren. Die hohe internationale Aufmerksamkeit führte dazu, dass sich die Investition trotz gestiegener Baukosten innerhalb eines Jahres amortisierte. Die Online-Bilder des Arctic Resorts wurden von Usern weltweit mehr als eine Milliarde Mal aufgerufen.

Das Geheimnis ist die Beschichtung

Auch bei einem Projekt in Moskau war das Klima entscheidend: Die Josef Gartner GmbH beauftragte Finnglass mit der Herstellung von Glas für die Krone des Mercury City Tower, der mit 338 Meter der zweithöchste Wolkenkratzer Russlands ist. Die Witterungsverhältnisse erforderten eine Erwärmung sowohl des Innen- als auch des Außenglases. Beide Scheiben sind mit einer Low E-Beschichtung versehen, aber nur die Innenbeschichtung ist an den Strom angeschlossen. Letztere erwärmt das Glas gleichmäßig über die gesamte Scheibe. Die Beschichtung auf dem Außenglas reflektiert die entweichende Wärme zurück in den Innenraum. Nach Herstellerangaben belegt die Studie des Technical Research Centers of Finland (VTT) die Effizienz. Sie zeige, dass beheiztes Glas 100 Prozent der elektrischen Energie in Wärme umwandelt und mehr als 90 Prozent davon in die Räume leitet.

Auch die vom Fassadenspezialisten Yuanda verbauten Schrägdächer in den unteren Ebenen des Mercury City Towers wurden mit Finnglass-Produkten ausgerüstet. Beim Bau von Wolkenkratzern in kalten Klimazonen ist die Vermeidung von Eis- und Schneemassen auf Dächern entscheidend für die Sicherheit der Menschen. Die Ansammlungen müssen entfernt werden, damit sie nicht aus mehr als 300 Meter Höhe auf die Straße herabfallen. Auf dem Moskauer Turm schalten Sensoren an den Dächern bei Schneefall die Heizung ein. So werden die Kosten minimiert und die Fenster eisfrei gehalten. Das Schmelzwasser fließt über beheizte Rinnen vollständig ab, ohne einzufrieren.

GDP 2019: save the date

Mehr über elektrisch beheizbares Glas erfahren Interessierte auf den Glass Performance Days (GPD) vom 26. bis zum 28. Juni 2019 im finnischen Tampere. Unter dem Titel „Glas-Iglus und groß angelegte Fallstudien“ gibt Timo Saukko, CEO von Finnglass, einen Überblick über den wissenschaftlichen Forschungsstand. Mit Praxisbeispielen zeigt er auf, wie elektrisch beheiztes Glas die architektonischen Anforderungen hinsichtlich Wohlbefinden, Ästhetik und Klimatisierung erfüllt. Der Vortrag veranschaulicht, wie sich beheiztes Glas mit Funktionen wie Elektrochromie, BIPV und Vogelschutzmustern ausstatten lässt. Weitere Infos dazu sind auf www.gpd.fi zu finden.