Deutsche Markterschließung Dovista will die Weru Gruppe übernehmen

Dovista hat sich mit H.I.G. Capital über den Erwerb des deutschen Fenster- und Türenherstellers Weru geeinigt. Mit der Akquisition will der dänische Lösungsanbieter von Fenstern und Türen seine Zugkraft in Deutschland stärken sowie die Präsenz in Mitteleuropa weiter ausbauen. Drei Marktexperten erläutern, was das für den Markt bedeutet.

Dovista übernimmt die Weru Group und will damit den deutschen Markt erschließen. - © Yingyaipumi , stock.adobe.com

Dovista vertreibt nach eigenen Angaben führende Marken für Fenster aus Holz und Holz/Aluminium in Skandinavien, Großbritannien, Irland, Deutschland, Polen und Litauen. Nun strebt das Unternehmen die Übernahme der Weru Group an. Die Akquisition findet vorbehaltlich der Genehmigung der Wettbewerbsbehörden in Deutschland und Österreich statt.

Im deutschen Markt Fuß fassen

“Die Weru Group ist ein führender Hersteller von Fenstern und Haustüren in Deutschland. Im Rahmen eines positiven Austauschs haben wir den Wunsch geäußert, diese in unseren starken Markenverbund aufzunehmen“, sagt Allan Lindhard Jørgensen, CEO und Präsident von Dovista. “Mit dieser Akquisition erschließen wir den deutschen Markt mit einer Gruppe, die sowohl geografisch als auch produktseitig gut im Markt positioniert ist und über eine 175-jährige Erfolgsgeschichte verfügt." Die Weru Group und ihre beiden Marken Weru und Unilux verfügen über eine breite Produktpalette, die das bestehende Angebot von Dovista komplettiert. Stefan Löbich, CEO von Weru, sagt nach Angaben des Onlineportals www.privateequitywire.co.uk zu dem Vorgang: "Wir haben in den vergangenen Jahren eng mit HIG zusammengearbeitet und unsere gemeinsam definierte Strategie erfolgreich umgesetzt. Das Ergebnis ist, dass unser Unternehmen heute ein wichtiger Player im Bereich Fenster und Türen in Deutschland ist. Jetzt freue ich mich darauf, ein neues Kapitel für Weru als Teil der Dovista-Gruppe aufzuschlagen."

Arbonia-Fenstergeschäft übernommen

Um Zugang zu den zentraleuropäischen Märkten Schweiz, Deutschland, Polen und Slowakei zu erlangen, hatte Dovista Anfang 2021 bereits die Fenstersparte des Schweizer Gebäudezulieferers Arbonia mit den Unternehmen Dobroplast, Egokiefer, Slovaktual, Webcom und Wertbau erworben. Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen.

Zu Dovista (Unternehmensangaben):
• Hauptsitz: Horsens, Dänemark
• Mitarbeiter: mehr als 4.000, davon ca. 600 in Dänemark (2020)
• Produkte: Fenster und Haustüren aus Holz und Holz/Aluminium
• Marken: Velfac, Rationel, SP Fönster, Traryd Fönster, Mockfjärds, OH Industri, Natre, Lian, und Krone
• Kernmärkte: Dänemark, Großbritannien, Irland, Norwegen und Schweden
• Produktion: Dänemark, Litauen, Norwegen, Polen und Schweden
• Eigentumsverhältnisse: VKR Holding A/S (100 Prozent), eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit einer gemeinnützigen, wohltätigen Stiftung als größtem Aktionär

Zur Weru Group (Unternehmensangaben):
• Hauptsitz: Rudersberg, Deutschland
• Umsatz: 157,2 Millionen Euro (2019)
• Mitarbeiter: mehr als 1.000
• Produkte: Fenster und Haustüren aus PVC, PVC/Aluminium, Holz, Holz/Aluminium und Aluminium
• Marken: Weru und Unilux
• Kernmärkte: Deutschland
• Produktion: Deutschland
• Eigentumsverhältnisse: H.I.G Capital (100 Prozent)

Einschätzungen von Marktexperten

Was der Kauf von Weru durch Dovista für den Fenstermarkt bedeutet, erläutern drei Marktexperten:

  • Andreas Kreutzer, geschäftsführender Gesellschafter bei Branchenradar.com Marktanalyse: "In Skandinavien, wie auch in anderen europäischen Ländern etwa Österreich oder Polen, sind Fenstermarken wichtig. Internorm beispielsweise hat in Österreich eine Markenbekanntheit von 82 Prozent in der Bevölkerung. In Deutschland spielt die Marke bislang keine Rolle. Der Eintritt der Dovista Gruppe könnte zur Folge haben, dass nicht nur der Marktführer in dänischer Hand ist, sondern dass sich möglicherweise auch in Deutschland bei den Fensterherstellern so etwas wie Markenpolitik entwickelt. Das könnte vielleicht auf lange Sicht dazu führen, dass sich die Spielregeln am Markt verändern. Bis jetzt gibt es bei Leibungsfenster im Grunde genommen Marken, etwa mit Schüco oder Veka, nur auf der Zuliefererseite. Beide produzieren lediglich Profile, keine fertigen Fenster."
  • Dr. Frederik Lehner, Interconnection Consulting: "Dass Weru unter das Dach der Dovista-Gruppe schlüpft, ist prinzipiell eine gesunde Übernahme. Ich erwarte hier keinen stärkeren Preiswettbewerb, sondern einen Wettbewerb von Innovationen und Konzepten. Die Gruppe hat jetzt viel mehr Power, um zum Beispiel digitale Geschäftsmodelle durchzusetzen, Händler mit einem ganzen Portfolio zu bedienen oder Innovationen voranzutreiben. Die IFN Gruppe, die ja auch in Nordeuropa investiert, wird Dovista sicher ernst nehmen und an neuen Ideen feilen. Die beiden Gruppen treffen sich jetzt in vielen Märkten und Segmenten. Letztendlich glaube ich, dass die Preissegmente klarer getrennt werden und große Gruppen eine Billigmarke ins Angebot nehmen, um das gesamte Portfolio abzudecken. Somit könnten sich noch einige Übernahmen anbahnen. Eine klare Differenzierung würde dem Markt guttun."
  • Für Dr. Constantin Greiner von Munich Strategy war der Verkauf vorherzusehen: "Das war ein absolut offenes Geheimnis, dass Weru bereits vor der Coronazeit zum Verkauf stand. Es hat sich nun sogar länger hin gezogen als gedacht. Und dass Dovista der Käufer ist, überrascht mich auch nicht, denn so wahnsinnig viele Käufer gab es nicht. Bezogen auf den europäischen und deutschen Fenstermarkt erwarte ich keine großen Veränderungen. Der Markt ist extrem fragmentiert und Weru hat gerade mal einen Anteil von fünf Prozent. Ich sehe durch den Zusammenschluss weder eine Dominanz für den deutschen noch für den europäischen Markt. Ich glaube, dass der Fenstermarkt weiter fragmentiert bleibt und dass Endkunden und Fachhandel weiter bestimmen, was gebraucht wird. Der Lieferant bzw. Hersteller wird das bieten müssen. Auch wird es in naher Zukunft aufgrund der unterschiedlichen Geschmäcker und Baurichtungen keinen einheitlichen europäischen Markt geben. Die Größe eines Unternehmens hat sicherlich Vorteile, aber man muss diese auch ausspielen. Aktuell ist das noch nicht passiert – im Gegenteil, kleinere und mittlere Unternehmen, die gut geführt sind, haben ein besseres Wachstum. Da stellt sich die Frage: Warum ist das einem Unternehmen wie Weru nicht gelungen?“