Glashütte Lamberts bleibt bestehen Die Zukunft der Glaskunst ist gesichert

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Die Glashütte Lamberts in Waldsassen steht seit Ende September 2018 unter neuer Leitung. Rainer Schmitt kaufte die Manufaktur für mundgeblasenes Flachglas, um das Traditionsunternehmen am Leben zu erhalten – für die Glaskunst eine gute Nachricht.

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    In der Glashütte Lamberts produzieren zirka 70 Fachmänner mehr als 5.000 verschiedene Farben.
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    Rainer Schmitt ist der neue Eigentümer und Geschäftsführer der Glashütte Lamberts.
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    In der 1906 gebauten historischen Ofenhalle der Glashütte Lamberts stellen Profis Flachglas nach alter Tradition her.

Für Rainer Schmitt ist Glas nicht nur das Material, mit dem er seinen Unterhalt verdient. Glas ist seine Leidenschaft, die bereits vor 40 Jahren und damit im Alter von 16 Jahren begann. Er lernte das Handwerk des Kunstglasers und Glasmalers, wurde zum Glasermeister und studierte Glasbautechnik, ließ sich als ö.b.u.v. Sachverständiger im Glaserhandwerk prüfen und ist seit zwei Jahren der einzige ö.b.u.v. Sachverständige in der Restaurierung. Nicht zuletzt ist er Geschäftsführer der Glasstudios Derix in Taunusstein und der Glaserei Schmitt.

Ein Dienst an der Glaskunst

Ende September hat er nun auch die Geschäfte der Glashütte Lamberts in Waldsassen übernommen. Hans Reiner Meindl, bisheriger Eigentümer und Geschäftsführer, hat das Traditionsunternehmen an Schmitt verkauft. Letzterer hat die Glashütte nicht für sich oder sein Glasstudio Derix erworben – es war ein Dienst an der Glaskunst. „Als ich hörte, dass Meindl keinen Nachfolger findet und er den Weltmarktführer für mundgeblasenes Flachglas verkaufen möchte, habe ich mich gefragt: Wenn es Lamberts nicht mehr gibt, was passiert dann mit der Glaskunst“, erinnert sich Schmitt.

„Die Glashütte Lamberts war immer eine neutrale Stelle für alle und das soll sie auch bleiben.“

„Ich bin mir sicher, dass die Glaskunst ohne die Hütte sterben würde. Es gäbe keine Kirchenfenster mehr, und wir könnten nicht mehr restaurieren.“

Um den Kauf des eigenen Lieferanten – und damit um billigere Preise für sein Studio – ging es Schmitt nicht. „Die Glashütte Lamberts war immer eine neutrale Stelle für alle und das bleibt sie auch. Für mich ist einzig und alleine wichtig, die Hütte mit allen ihren Facetten zu erhalten“, sagt Schmitt. Er habe die Entscheidung nicht nur für sich, sondern für seine Kollegen, die Studios und die Glaskunstgemeinschaft weltweit getroffen. „Ich kaufe zwar weiter mit Derix viel Glas, aber wir sind für den Erhalt der Glashütte auf die gesamte Branche angewiesen.“ Christian Baierl, der die Finanzen in der Glashütte verantworte, bleibe in seiner Position. Es ändere sich nichts. „Wir können und wollen keinen Einfluss nehmen, denn wir brauchen jeden Euro in der Hütte, um den Erhalt zu sichern“, sagt Schmitt.

Mehr als eine Übergangslösung

Dieser Kauf ist keine Zwischenlösung. Schmitt hat das Ziel, die Glashütte auf Dauer zu erhalten. „Die Menschen sollen wissen, dass ich nicht nur eine Brücke zu irgendeinem nächsten Besitzer schlagen will“, sagt Schmitt. „Es nützt nichts, wenn ich das zehn Jahre mache und die Hütte dann wieder zum Verkauf steht. Es war ein Familienbetrieb von Lamberts und ein Familienbetrieb soll es bleiben.“ Eine Übergabe an die nächste Schmitt-Generation ist wahrscheinlich: Sohn Simon Schmitt, 21, ist im dritten Jahr Glasergeselle und macht nächstes Jahr die Meisterprüfung. Er ist sogar Miteigentümer der Glashütte. Auch Tochter Katharina Schmitt, 17, geht einen Glasweg: Sie ist im zweiten Lehrjahr und erlernt das Handwerk der Glasmalerei/Glasveredelung.

Für Schmitt bedeutet der Kauf der Glashütte zusätzliche Arbeit. „Das Glas ist meine Passion, meine Liebe. Meine Familie steht da vollkommen hinter mir“, sagt Schmitt über die erhöhte Arbeitsbelastung. Er behält zunächst alle seine Positionen: Geschäftsführer der Derix Glasstudios, der Glaserei Schmitt und der Glashütte Lamberts. „Überall habe ich eine Führungsriege, die viele Aufgaben für mich übernimmt. Ich vertraue ihnen und ihrem Fachwissen“, sagt Schmitt. „Alle Fäden laufen bei mir zusammen. Bei wichtigen Entscheidungen – ob via Telefon, via E-Mail oder doch persönlich – bin ich dann aber beteiligt.“

Mehr Respekt für Mitarbeiter

Und wie geht es weiter? „Das Thema, ob die Glashütte jetzt weitergeführt wird, ist erst mal vom Tisch. Wir müssen uns zwar weiter anstrengen, aber das ist gut und wichtig“, sagt Schmitt. „Die Grundlage für unseren Erfolg sind die weltbesten Glasmacher, die wir in der Hütte haben. Ohne meine Leute am Ofen könnten wir nichts bewegen“, sagt Schmitt. Die Glashütte produziere mehr als 5.000 Farben. „Viele Kunden wollen Individualität und die erhalten sie mit unseren Produkten in jedem Fall. In unseren Gläsern steckt viel körperliche Arbeit, das wird dabei aber oft vergessen“, sagt der Geschäftsführer. „In gewissem Maß wollen wir Aufklärungsarbeit leisten, um den Menschen zu zeigen, wie viel Können in unseren mundgeblasenen Gläsern steckt.“ Schmitt will dazu u.a. mit der Glashütte in Sachen Qualifizierung neue Wege gehen.

„Das Thema, ob die Glashütte Lamberts jetzt weitergeführt wird, ist erst mal vom Tisch.“

„Unsere Mitarbeiter sind hochgradig spezialisierte Menschen und die besten der Welt, aber sie haben keinen Gesellenbescheid oder Meisterbrief. Das wollen wir ändern“, sagt er. Die Glasmachermeister und Farbenmischer der Glashütte geben laut dem Geschäftsführer ihr Wissen seit Generationen weiter. Das sei unnachahmlich und einen Titel wert: „Wir bieten die beste Qualität weltweit. Auch in China hat man versucht, unsere Produkte zu imitieren, aber es gelingt nicht.“ Lamberts verkaufe das Glas in die ganze Welt. Die Exportquote liege bei mehr als 70 Prozent. Einer der größten Abnehmer seien die USA. Es gebe aber auch Kunden in England, Südkorea und Japan.

Traditionsbehaftete Hightech-Gläser

Der neue Geschäftsführer verlässt sich aber nicht nur auf die Tradition: „In der Glasmalerei werden neue Verfahren eingeführt, das erfordert auch bei uns Neuheiten.“ Bei Lamberts sei enormes Wissen gebündelt, insbesondere bezogen auf Gussglas und Dallglas. „Mit diesen Produkten und gemeinsam mit der Branche wollen wir die Glaskunst in die Zukunft führen“, sagt Schmitt.

Der Markt berge viele Möglichkeiten, um das Potenzial der Glashütte Lamberts weiter auszuschöpfen. „Mundgeblasenes Flachglas in hoher Qualität anzubieten, das ist die Grundlage unserer Arbeit. Aber wir sind in der Lage, das Glas mit UV-Schutz und Infrarotschutz auszustatten“, sagt Schmitt. „Wir bieten hochtechnisches Glas, das genauso hergestellt wird wie immer. Damit schützen wir Schätze der Denkmalpflege, die anderenfalls ihre Farbe verlören oder vergilbten.“ Derartige Technik gelte es, weiter zu erforschen. „Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, es aber runder und leichtgängiger machen“, sagt der Geschäftsführer.