Leserbrief zur DIN 18008 „Die Sicherheit der Personen hat höchste Priorität.“

Ein von GFF veröffentlichtes Videointerview mit Dipl.-Ing. (FH) Eberhard Achenbach zur DIN 18008 hat in der Branche für Gesprächsstoff gesorgt. In einem Leserbrief legt Dipl.-Ing. Wolfgang Kahlert seine Sicht zum Einsatz von Sicherheitsglas bei bodengebundenen Verglasungen dar.

Dipl.-Ing. Wolfgang Kahlert ist Geschäftsführer des Ingenieurbüros GSK – Glas Statik Konstruktion in Dülmen. - © Kahlert

„Ich habe auf www.gff-magazin.de/achenbach einem Interview mit Herrn Dipl.-Ing. (FH) Eberhard Achenbach zugehört. Als Sachverständiger im Glasbau und Geschäftsführer eines Ingenieurbüros für konstruktiven Glasbau, das sich seit nunmehr 37 Jahren tagtäglich mit den anwendungstechnischen und baurechtlichen Fragen von Glas-, Metall-, und Stahlbauern zum Einsatz des Werkstoffs Glas beschäftigt, möchte ich dem dort vorgeschlagenen Lösungsansatz zum Einsatz von Sicherheitsglas bei bodengebundenen Verglasungen widersprechen.

Entwicklung des Werkstoffs Glas Rechnung tragen

Ich halte diesen Ansatz in keinster Weise für zielführend, um den notwendigen Sicherheitsanforderungen, die sich durch unsere moderne Glasarchitektur innerhalb der vergangenen Jahrzehnte ergeben haben, Rechnung tragen zu können. Ein Blick auf die großen Glasflächen zeigt deutlich, in welche Richtung sich der Werkstoff Glas entwickelt hat – ausgehend von der Übernahme ursächlich optisch-ästhetischer Funktion hin zu Anwendungen, die ohne die Übernahme konstruktiver Funktionen gar nicht denkbar wären.

Deshalb hat unsere neue DIN 18008 den Werkstoff Glas nunmehr ja auch endlich da eingeordnet, wo er schon seit langer Zeit hingehört – nämlich in die Gemeinschaft der Konstruktionswerkstoffe.

Einsatz von Sicherheitsglas bei bodentiefen Verglasungen sinnvoll

Bodengebundene Verglasungen finden sich in weiten Anwendungsbereichen, unabhängig von der Gebäudenutzung – ob nun in städtischen Bürohäusern und Schaufenstern oder in Häusern mit Wohnnutzung (Ein- und Zweifamilienhäusern). Dass hierbei der Sicherheit der Personen – sei es dem Büropersonal am Arbeitsplatz oder den spielenden Kinder in der Wohnung – höchste Priorität eingeräumt werden muss, erschließt sich sicher nicht erst durch einen Blick in die Landesbauordnung. Dass also bei einer derartigen Nutzung, bei welcher nicht nur Wind und Wetter, sondern auch planmäßig Holmlasten sowie harte oder weiche Stöße auf die Verglasung einwirken können, sinnvollerweise Sicherheitsgläser eingesetzt werden müssen, die im Schadensfall gefährliche Verletzungen verhindern, sollte doch jedem am Bau beteiligten Fachmann klar sein.

Nicht die alten Zeiten beschwören

Eine Rückwärts-Gewandtheit – wie ich sie bei der momentanen Diskussion wahrnehme – ist hier meiner Meinung nach völlig fehl am Platz. Ich hoffe deshalb, dass sich alle an der Diskussion Beteiligten den neuen Herausforderungen stellen und sie als Chance zur eigenen Weiterentwicklung begreifen und nicht die alten Zeiten beschwören, in denen „sowieso alles immer viel einfacher und besser war“.

Über GSK in Dülmen

Wolfgang Kahlert ist ö.b.u.v. Sachverständiger für Glasbau der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen (NRW) sowie Geschäftsführer der GSK – Glas Statik Konstruktion GmbH in Dülmen. Gegründet im Jahr 1996, verfügt das Unternehmen über Erfahrungen aus mehr als 7.000 Glasbau-Projekten weltweit. GSK bietet alle Dienstleistungen aus dem Bereich des konstruktiven Ingenieur-Glasbaus an – von der Entwurfsphase über die Genehmigungsplanung bis hin zur Objektüberwachung. Die Leistungen umfassen sowohl einzelne Berechnungen von Gläsern als auch die komplexe Tragwerksplanung für moderne Glaskonstruktionen. Zudem koordiniert das Büro Bau-Genehmigungsverfahren wie die Zustimmung im Einzelfall (ZiE) – national wie auch international. Das Team ist vertraut mit allen führenden Software-Systemen im Hochbau und in der Glas-Anwendungstechnik.