Was Glasmaschinenhersteller und ihre Kunden erwartet „Die Nachfrage nach VSG steigt.“

Vergangenes Jahr haben zirka 60 Mittelständler des deutschen Glasmaschinen- und -anlagenbaus im VDMA Forum Glastechnik Egbert Wenninger zu ihrem Vorsitzenden gewählt. GFF sprach mit ihm über Trends und Herausforderungen der Branche.

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    Egbert Wenninger ist Vorsitzender des VDMA Forum Glastechnik.
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    © Matthias Heiler
    Die Glasindustrie hat bezüglich der Automatisierung Nachholbedarf.

GFF: Herr Wenninger, wie ist die Stimmung bei den Glasmaschinenherstellern?

Egbert Wenninger: Auf der glasstec 2016 spürten wir einen ersten geringfügigen Aufwärtstrend. Zur Freude unserer Kunden stiegen die Glaspreise wieder. Das ist Indiz für eine wachsende Nachfrage. Investitionstätigkeiten folgen meist. Die Glasbranche ist relativ gut aus dem Jahr 2017 gekommen und startete positiv ins Jahr 2018. Europa – nicht nur Deutschland – ist ein wichtiger Markt für die Glasmaschinenhersteller. Asien mit China ist auch von Bedeutung und Nordamerika hat sich in den zurückliegenden zwei Jahren wieder erfreulicher entwickelt.

Was beschäftigt die Glasindustrie?

Für die Glashersteller sind Emissionen ein großes Thema. Was in Brüssel entschieden wird, kann tiefgreifende Auswirkungen auf die europäische Glasbranche haben. Andere Länder und Regionen besitzen z.B. weniger strenge Emissionsauflagen, und das führt im globalen Wettbewerb zu Verzerrungen. Die Glasherstellung ist ein energieaufwändiger Prozess und hängt mittelbar von den Kosten für Erdgas & Co. ab. Auch der Fachkräftemangel beschäftigt die Glaswerke. Viele Anlagen laufen 24 Stunden, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr. Das bedeutet Schichtarbeit und Arbeit an Feiertagen. Dazu sind immer weniger Menschen bereit.

Welche Flachglastrends erwarten Sie?

Die Nachfrage nach VSG steigt. Obwohl die 0,8-Meter-Regelung (DIN 18008) noch in der Diskussion steht, hat sie bereits Auswirkungen auf den Markt. Generell liegen funktionale Gläser im Trend. Heute gibt es kein Fassadenelement oder kein Fenster, das keine funktionale Schicht aufweisen würde. Sonnenkontrolle, also z.B. die Wärme im Haus zu halten und die Kälte draußen zu lassen, ist ein entscheidender Faktor.

Welche Rolle spielt die Automation?

Bei der Floatglasproduktion z.B. wollen viele Unternehmen immer weiter automatisieren, um Kosten einzusparen. Das ist ein Trend, der nach wie vor da ist. Vor allem bei der Lagerung setzen Hersteller häufig auf automatisierte Lösungen. Einige Hersteller arbeiten bereits mit Produkttracking und -tracing. Sie versehen jede Glasscheibe mit einer ID und laden die Daten in eine Cloud. Kunden verfolgen Glasscheiben so auf ihrem Weg. Den Produzenten hilft das u.a. dabei, schlechte Chargen herauszufiltern und Fehlerquellen zu analysieren. Dass Kunden jedoch in naher Zukunft in Echtzeit verfolgen würden, an welchem Produktionsschritt genau ihre Scheibe sich gerade befindet – ähnlich der Nachverfolgung einer Sendung, glaube ich nicht.