Aus der Praxis für die Praxis Die Komplexität des Bauens als Herausforderung im Fensterbau

Auftragsmanagement und die Bauleitung in Zeiten des Klimawandels – das waren die Themen zweier Impulsvorträge, die auf dem VFF-Jahreskongress 2018 rege Diskussionen zur Folge hatten. GFF rekapituliert die wesentlichen Aussagen, getroffen von Detlef Timm und Helmut Hilzinger.

Detlef Timm (li.) und Helmut Hilzinger hielten die beiden ersten Impulsvorträge auf dem VFF-Jahreskongress in Ulm. - © VFF

VFF-Präsident Detlef Timm, Geschäftsführer von Hans Timm Fensterbau in Berlin, hat die Reihe der insgesamt vier Impulsvorträge eröffnet. Er stellte zwei zentrale Thesen an den Beginn:

  • Wir helfen uns nur selbst und schaffen die Basis für einen fairen Wettbewerb, wenn wir den Architekten bei seiner Planung begleiten und auf dem Weg hin zur Ausschreibung unterstützen.
  • Leistungspositionen zur Baustellenlogistik (Zugang, Transport) und für den Schutz unserer Leistungen gehören in jedes Leistungsverzeichnis (LV).

Mit diesen Thesen verdeutlichte Timm, dass sich Erfolg nur ganzheitlich erzielen lasse.

Erfolg durch abgestimmte Aufträge

Diese Perspektive betrachtet das Zusammenspiel der Ansprüche und Kompetenzen von Bauherr, Architekt und Fensterbauer von vorneherein als Chance. Dafür ist es Timm zufolge sinnvoll, die drei wichtigsten Phasen im Bauen zusammenhängend, schlüssig und detailliert zu betrachten: die Planungsphase, die Ausführungsphase und die Nutzungsphase.

In der Planungsphase sollten die Anforderungen möglichst genau geklärt werden, um dann eine eindeutige Beschreibung der gewünschten Leistung zu erstellen, sagt Timm. Im Idealfall lasse sich das an einem Musterfenster umsetzen. In der Ausführungsphase stehe die hinreichend exakte Detailplanung in Form einer belastungsgerechten Konstruktion im Fokus. Die Detailplanung müsse fachgerecht in der Fertigung umgesetzt und montiert werden. Der Schutz der Leistung müsse bis zur Übergabe sichergestellt sein. In der Nutzungsphase schließlich sollte eine regelmäßige Wartung erfolgen, die eine sachgemäße und unproblematische Nutzung über den gesamten Lebenszeitraum der Fenster sichert. Die Wartung sei, wie Timm betont, möglichst bei Vertragsabschluss, spätestens aber zur Abnahme zu vereinbaren.

Baubarkeit als Maßstab des Bauens

Helmut Hilzinger, der Geschäftsführer der Hilzinger Unternehmensgruppe, stellte ebenfalls zwei Thesen an den Anfang seines Vortrags:

  • Zunehmende Extremtemperaturen führen verstärkt zur Verformung von Fenster- und Rollladenprofilen. Besonders betroffen davon sind dunkle Oberflächen.
  • Ohne fachkundige Bauleitung vor Ort auf der Baustelle und entsprechendes fachkundiges Einwirken auf die Auftraggeber lassen sich Projekte in Zukunft nicht mehr fachgerecht und qualitativ hochwertig umsetzen.

Wie Hilzinger weiter ausführte, erfordere eine Reihe von Aspekten entsprechende Beratungsleistungen: nämlich Beratung zu Gewichten, Beratung zu umsetzbaren und vertretbaren Größen, Aufzeigen von Alternativen, Oberflächenauswahl, Freigabe von CAD-Zeichnungen/Anschlussdetails, Zeitpunkt der Montage, Schutz des Gewerks während der Bauphase.

Hilzinger illustrierte seine Forderung nach einer fachkundigen Bauleitung mit erschreckenden Bildern von Baustellen, auf denen mit den Fenstern die ersten Endprodukte in den Rohbau eingesetzt werden – oft noch vor dem Dach. Er betonte die Wichtigkeit des Schutzes der Leistung und machte sich für eine Position des Fensterbauers auf Augenhöhe mit Bauherren und Architekten stark. In der folgenden Plenumsdiskussion zu den beiden ersten Impulsvorträgen wiesen Teilnehmer des Kongresses auf die verschiedenen Möglichkeiten hin, den Schutz der Leistung zu sichern. Als Beispiele nannten sie die Vereinbarung der entsprechenden Passagen der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) oder die Einbeziehung in die Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen (ATV). Darüber hinaus kamen – zur Bestätigung der Redner – weitere Beispiele zur Sprache, die anschaulich illustrierten, in welchem Ausmaß der Fensterbauer mehr und mehr auch als Planer beansprucht wird.