Interview "Der Endkunde hier wie dort möchte gute Produkte kaufen"

Im Auftrag von Swisspacer haben Experten in zwei Studien die Fenstermärkte USA und Kanada untersucht. Im Fokus: die Auswirkungen der Abstandhalter. Entstanden ist eine komprimierte Analyse über die Besonderheiten in Übersee mit wertvollen Informationen für europäische Fensterhersteller. Darüber sprach GFF mit Elmar Rastner von Swisspacer.

Elmar Rastner von Swisspacer ist Head of Sales & Marketing North America and Central South Europe - © Swisspacer

GFF: Von Europa aus betrachtet sind die USA und Kanada weit entfernte Märkte. Inwieweit erleichtern die beiden Studien den Markteintritt in Übersee für europäische Fensterhersteller?

Elmar Rastner: Generell wird auch in Nordamerika der Druck größer, energieeffizient zu bauen. Dabei rücken die Fenster zwangsläufig stärker in den Fokus. Eine wichtige Orientierungshilfe ist die bekannte Energy Star-Klassifizierung. Sie gibt genaue Grenzwerte für die Effizienz von Fenstern vor – gestaffelt nach Klimazonen. Die Studien wurden in erster Linie für den nordamerikanischen Markt erstellt. Sie zeigen – unter den lokalen Bedingungen und Richtlinien – welches Potenzial allein die Verwendung von hocheffizienten Abstandhaltern bietet.

Diese Berechnungsgrundlagen und Informationen können sich europäische Fensterhersteller zunutze machen. So erfahren sie, welche Performance in welchen Klimazonen gefordert sind und welche Produkte sich dafür am besten eignen. Neben den lokalen Lösungen werden auch klassische „europäische“ Passivhausfenster-Konstruktionen nach den regionalen Rechenmodellen und Vorgaben verglichen. Dies erleichtert die Einschätzung für europäische Hersteller, die sich mit den etablierten Anbietern vor Ort messen müssen.

Spielt die Herkunft der Fenster eine Rolle auf den beiden Märkten?

Der Endkunde, hier wie dort, möchte gute Produkte kaufen. Und Passivhausfenster aus Europa haben in den USA und Kanada durchaus einen Namen. Sie stehen für herausragende Energieeffizienz, ausgezeichnete Qualität und Top-Verarbeitung. Selbst Niedrigenergiehaus-Hersteller in Nordamerika kaufen ihre Fenster in Europa, um das Gesamtkonzept solcher Gebäude stimmig darstellen zu können. Darin liegt die Chance einer klaren Positionierung europäischer Fensterhersteller.

Auf welche Aspekte sollten Fensterhersteller ein besonderes Augenmerk legen?

Ein ganz zentrales Thema ist das Feuchtigkeitsmanagement und damit die Gefahr von Schimmelbildung. Bereits seit 2012 schreibt der IECC-Standard (International Energy Conservation Code) vor, dass Gebäude eine bestimmte Luftdichtheit aufweisen müssen, die durch einen obligatorischen Blower-Door-Test überprüft wird. Folglich braucht es ein gutes Feuchtigkeitsmanagement, um Kondenswasser- und Schimmelbildung zu verhindern. Das Risiko für Schäden durch Kondenswasser – und damit verbunden für hohe Schadensersatzforderungen – ist vielen Planern und Unternehmern in Nordamerika immer noch nicht in vollem Umfang gewusst.

Eine klare Erkenntnis aus den Studien betrifft genau diesen Bereich. Obwohl die Verbesserungen bei den U-Werten deutlich sind, sind die Optimierungen bei den Temperaturen am Glasrand für das Tauwasserrisiko viel wahrnehmbarer. So lagen die Temperaturen am Glasrand mit Swisspacer Ultimate im Schnitt über alle Systeme hinweg um 7,2 Grad Celsius höher als bei Alu-Abstandshaltern. In der Spitze sind bis zu 11 Grad Celsius Verbesserung möglich.

Basierend auf den nordamerikanischen Rechenmethoden ist den Studien zufolge eine Verbesserung der U-Werte von Fenstern um bis zu 22 Prozent möglich. Wie kommt es dazu?

Ein wichtiger Grund ist der Abstandhalter. Das nordamerikanische Rechenmodell berücksichtigt diesen nicht nur als reinen linearen Wert, sondern er wirkt in den U-Wert des Rahmens mit ein. Ein knapp 65 mm breiter „Glasrandbereich“ wird umlaufend um das Glas mit einem spezifischen U-Wert berechnet. So wird mit einem besseren Abstandshalter ein großer Anteil des Fensters verbessert. Berücksichtigt man zudem die für die Berechnung üblichen kleineren Standardfenster (0,6 x 1,5m), ergeben sich klare Vorteile mit einem besseren Abstandhalter.

Interview: Holger Dirks

Studie zum Download unter https://en.swisspacer.com/studies/study-emu