Corona-Facetten Vom Abtauchen des Marketing und einer unehrenhaften Akquise

Dr. Frank Walter ist Geschäftsführer von Walter Fenster + Türen in Kassel. Im GFF-Gastkommentar berichtet er, was er in der Corona-Zeit erlebt hat.

Dr. Frank Walter ist Geschäftsführer von Walter Fenster + Türen in Kassel . - © Heiler

In der Corona-Krise sollen sich laut Soziologen Freundschaften besonders herausprägen und neu beleben – oder sie driften sogar auseinander. Durch das Brennglas der Beobachtung werden Blicke schärfer und konsequenter. So vermutlich auch im Unternehmen und Wirtschaftsleben. Was auffällt in der Corona-Phase, ist das Abtauchen des Marketings in der Lieferkette. Weder Hausbanken noch die wichtigsten Systempartner und Zulieferer fragten zumindest hier einmal ernsthaft von exponierter Stelle nach, wie es läuft und was man am Markt gemeinsam unternehmen könnte. Möglicherweise waren wir aufgrund unserer Substanz, stabilen Umsätze und Zahlen nicht im Fokus dafür.

Sicherlich hat auch die Entfernung durch die Home-Offices dazu beigetragen, und auch das egozentrische Beschäftigen hier wie dort mit sich selbst – Unternehmen insgesamt und Personen individuell. Denn überall waren die Zeichen zunächst auf Sicherheit, Prävention und Gefahrenabwehr gestellt. Dennoch: Theorie und Praxis des Marketings klafften während der heißen Corona-Phase auseinander. Die Routinen waren ausgehebelt. Dabei ist doch gerade in der Nische oder während Turbulenzen die Chance glänzend, durch Aufmerksamkeit und Aktivität neuen Zugang und Vertrauen zu finden.

Die unehrenhafte Akquise

Apropos Freundschaften während Corona – was dann doch ging, war eine unehrenhafte Personalstory: Ein vermeintlich bisher partnerschaftlich verbundener Zulieferer hat inmitten des Corona-Lockdowns einen wichtigen Mann vom Vertrieb aktiv angesprochen auf eine nun dort offene Stelle. Ziemlich unfair und kurz gesprungen – denn sollte nicht unser Vertrieb eigentlich dessen Produkte im Markt vertreiben? Es gehört zwar auch immer derjenige dazu, der unterschreibt. Aber es ist die Kernfrage, wer den ersten Teaser setzt und die Kommunikation parallel aussetzt. Diese Aktion kam von einem renommierten, großen Unternehmen mit positivem Image. Anscheinend haben wir uns hier getäuscht, wie weit Partnerschaft generell geht. Da werden während Corona sogar noch Barrieren und ungeschriebene Grenzen übersprungen.

O-Ton übrigens: "Wo sollten wir in der Fenster-Zulieferbranche denn unsere Leute noch qualifiziert, wenn nicht im Fensterbau!" Wir kennen das von mehreren anderen Marktpartnern zum Glück auch anders. Compliance kommt nicht immer top-down an – jedenfalls nicht bei diesem Unternehmen.

Paul Watzlawick: "Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten."