Mitgliederversammlung in Erfurt BIV – mehr Geld für Mangelverwalter?

Bei den BIV-Vorstandswahlen im vergangenen November blieben zwei Beisitzer-Plätze unbesetzt, auf der Mitgliederversammlung in Erfurt schlug der zweite Versuch, jene Stellen zu besetzen, fehl. Dagegen werden die Stimmen lauter, die sich gegen die geplante Beitragserhöhung, aussprechen.

  • Bild 1 von 2
    © asd
    Martin Gutmann ist Bundesinnungsmeister des Glaserhandwerks.
  • Bild 2 von 2
    © asd
    Jürgen Sieber ist Vorsitzender des Fachverbands GFF Baden-Württemberg.

Dem Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks (BIV) steht weiterhin ein geschrumpfter Vorstand voran. Nachdem bei den Vorstandswahlen in Trier zwei Beisitzer-Plätze vakant geblieben waren, verlief nun auch die Nachwahl auf der Mitgliederversammlung in Erfurt erfolglos. „Trotz intensivem Bemühen und gutem Zureden war niemand dazu bereit, im Vorstand mitzuarbeiten“, sagt Hermann Fimpeler, stellv. Bundesinnungsmeister, im Gespräch mit GFF. In der Folge sprachen sich die Delegierten, notgedrungen, für eine Lösung aus, die schon im vergangenen Herbst in Trier Thema gewesen war: die Verkleinerung des Vorstands auf fünf Personen. Wie Bundesinnungsmeister Martin Gutmann erläutert, werde die geplante Satzungsänderung, die zunächst das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) absegnen muss, allerdings erst zu den nächsten Vorstandswahlen greifen. Bis dahin werde auf jeder Mitgliederversammlung nachgewählt, ob erfolglos oder nicht.

Starkes Nord-Süd-Gefälle

Obwohl Gutmann und Fimpeler betonen, dass der in Trier gewählte Vorstand sehr gut zusammenarbeite und mit fünf Personen sogar schlagkräftiger sei als mit sieben Mitgliedern, halten beide die Situation nicht für die Ideallösung. „In der jetzigen Konstellation fehlen mir die Fensterbauer. Das starke Nord-Süd-Gefälle ist nicht optimal“, sagt Gutmann. Zur Erinnerung: Mit Baden-Württemberg und Bayern haben sich zwei starke Landesverbände – wohlgemerkt auf eigenen Wunsch hin – dazu entschieden, sich vorerst nicht weiter im BIV-Vorstand zu engagieren. Dem Gremium gehören aktuell Martin Gutmann (LIM Hessen), Hermann Fimpeler (LIM Nordrhein-Westfalen), Michael Wolter (Obermeister Brandenburg), Udo Pauly (stellv. LIM NRW) sowie Michael Schulze (LIM Schleswig-Holstein) an.

Laut Gutmann wäre eine ausgewogenere Verteilung – idealerweise mit sieben Mitgliedern – wünschenswert. In der aktuellen Besetzung falle es schwer, explizite Fensterbau-Themen zur Sprache zu bringen. Jürgen Sieber, LIM Baden-Württemberg, sieht die Verkleinerung des Vorstands indes weniger kritisch. „Es muss nicht aus jedem Bundesland jemand im Vorstand vertreten sein. Das macht das Gremium unnötig groß und träge.“ Wichtig sei, dass die Vorstandsmitglieder fähig sind, das Glaserhandwerk voranzubringen.

Beitragserhöhung als heißes Eisen

Ein anderes Thema, das bereits im Vorfeld der Mitgliederversammlung hohe Wellen geschlagen hat, ist die geplante Erhöhung der Mitgliedsbeiträge – auf eine Summe, die laut Sieber auf die kommenden Jahre gesehen „richtig wehtut“. Bevor die Delegierten auf der nächsten Mitgliederversammlung im Herbst über den Vorschlag, den der BIV-Vorstand in Erfurt vorgelegt hat, abstimmen werden, sind zunächst die Landesverbände aufgefordert, das Thema innerhalb ihrer eigenen Mitglieder zu diskutieren. Gutmann kann verstehen, dass niemand gerne bereit ist, mehr zu zahlen. Die Erhöhung sei aber notwendig. „Man verlangt immer, dass der BIV viel in Bewegung setzt. Das gibt es nicht kostenlos“, sagt der Bundesinnungsmeister. Sieber dreht den Spieß um. Der Verband müsse erst (mehr) Leistung bringen, bevor er nach einer Preiserhöhung fragen könne.

Zudem sieht der Vorsitzende des Fachverbands GFF BW es kritisch, dass der BIV – insbesondere das Hauptamt – keine Bereitschaft erkennen lasse, sich zu reformieren oder neu auszurichten, um der Kostenfrage von anderer Seite zu begegnen – auf exakt diese Weise habe sich der baden-württembergische Verband vor nicht allzu langer Zeit selbst neu aufgestellt. „Unseren Mitgliedern wird es schwierig zu vermitteln sein, dass Beiträge erhöht werden sollen, nur um den Status quo zu erhalten“, sagt Sieber. Statt Mangelverwaltern brauche es Visionäre, die den Verband in die Zukunft führen und den Mitgliedern einen Mehrwert bieten.

Alle Zahlen offenlegen

In der gesamten Diskussion erschwerend hinzu kommt laut Sieber, dass der BIV nicht alle Zahlen transparent offengelegt habe, wie es sein Verband beantragt hatte. Insbesondere die dem Verband angeschlossene GmbH sei ein Buch mit sieben Siegeln. Auch vor diesem Hintergrund falle es schwer, die Beitragserhöhung einfach durchzuwinken, sagt Sieber. Auf seiner Mitgliederversammlung in Karlsruhe (wir berichten in Ausgabe GFF 6/19) gab der Landesverband den Delegierten mittlerweile den Auftrag, wiederum in ihren Innungen nachzufragen, wie die Gemütslage bezüglich der Beitragserhöhung ist. „Wir gehen das Thema basisdemokratisch an und wissen kurz vor der nächsten BIV-Mitgliederversammlung, was Sache ist“, sagt Sieber.

Bayern verweigert Abstimmung

Ähnlich wie der GFF BW hatte auch der LIV Bayern in Erfurt einen Antrag gestellt, in dem es um die Offenlegung aller Geschäftszahlen ging. Laut LIM Thomas Strobl sei dieser ebenfalls „mehr schlecht als recht“ behandelt worden. Worum es seinem Landesverband geht, erläutert Strobl so: „Bevor wir uns überhaupt irgendwelche Gedanken über die beantragte Beitragserhöhung machen, möchten wir erst einmal alle Geschäftszahlen sehen.“ Diese Position habe der LIV Bayern auch auf seiner Mitgliederversammlung in München kurz nach der Tagung in Erfurt bezogen. Das wiederum bedeutet: Ehe die Zahlen nicht derart offenliegen, dass für den Verband alles nachvollziehbar ist, werde der LIV Bayern der möglichen Beitragserhöhung nicht zustimmen. Jetzt sei der BIV am Zug, betont Strobl.

Transparenz versprochen

Martin Gutmann verspricht auf Nachfrage von GFF, bis zur nächsten Mitgliederversammlung Transparenz herzustellen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das nächste Mal alles zur Zufriedenheit der Mitglieder vorlegen werden.“ Die Sorgen mancher Delegierter, dass in der GmbH womöglich etwas verheimlicht werden soll, kann er zerstreuen. „Ich habe mir bereits vor längerer Zeit einen Online-Zugriff auf das Konto geben lassen, damit das Ehrenamt eine Kontrollfunktion wahrnehmen kann“, sagt Gutmann. Mit den Zahlen sei alles in Ordnung. Im Gegensatz zum Vertrauen bei den Delegierten. „Das Miteinander ist momentan nicht so gut. Es wäre schön, wenn wir unsere Kräfte in Zukunft wieder bündeln könnten.“

Das Gute kommt zum Schluss

Wie Gutmann betont, sei es auf der Mitgliederversammlung in Erfurt nicht nur um Beitragserhöhungen und Fragen der Transparenz gegangen. Es gebe auch positive Ergebnisse zu vermelden, die das Gewerk insgesamt voranbringen. So habe der BIV beispielsweise die Teilnahme des Glaserhandwerks an nationalen und internationalen Berufswettbewerben angeschoben. Konkret geht es um die sog. WorldSkills, bei denen junge Leute verschiedener Nationen gegeneinander antreten. Der Wettbewerb werde nun erstmals auch für Glaser stattfinden können. Auch die Initiative, gemeinsam mit Uniglas ein RAL-Gütezeichen für handwerklich gefertigte Glasduschen ins Leben zu rufen, sieht Gutmann positiv. „Das ist eine tolle Idee, um uns und unsere Leistung im Markt wirksamer abzuheben.“

Ferner werden nach seinen Angaben die Asbest-Lehrgänge sehr gut angenommen, mit den Glasapparatebauern wurde eine neue BIV-Fachgruppe gegründet und gemeinsam mit österreichischen Kollegen gibt es neue Synergien für die Sachverständigentagung. Nicht weitergekommen sei man indes bei der neuen Ausbildungsordnung. Noch mauerten die Gewerkschaften.