GFF BW will emissionsarmes Verfahren entwickeln Asbest: Verfahren für den Fenstertausch angestrebt

Asbest im Fensterkitt haben Fensterbauer dank eines vereinfachten Verfahrens gemäß TRGS 519 mittlerweile im Griff. Aber was ist, wenn nicht nur Glas, sondern das gesamte Fenster getauscht werden soll? Der Fachverband GFF Baden-Württemberg hat sich jetzt des Themas angenommen.

  • Bild 1 von 2
    © asd
    Für den Umgang mit Asbest im Fensterkitt liegt ein geregeltes emissionsarmes Verfahren vor. Für den kompletten Fenstertausch ist ein solches Verfahren in Arbeit.
  • Bild 2 von 2
    © asdasd
    Auf der Frühjahrsmitgliederversammlung 2019 des GFF BW hielt Glasermeister Thomas Wagner einen Vortrag über die Themen Asbest und Asbestvorkommen.

Gut für das Glaserhandwerk: Für den Ausbau von Verglasungen mit asbesthaltigem Kitt im Glasfalz haben die zuständigen Behörden mittlerweile ein emissionsarmes Arbeitsverfahren genehmigt (DGUV Information 201-102 BT 42). Nicht so gut: Das Glaserhandwerk kann nicht nur über Fensterkitt von Asbest betroffen sein. Vom Fliesen- oder Tapetenkleber über Fensterbänke und Bodenbeläge bis hin zu Spachtelmassen – die einstige Wunderfaser verbirgt sich im ungünstigsten Fall an verschiedenen Stellen rund um die Gebäudeöffnung.

Konsequenzen hat das für den Fenster- und Türentausch in vor dem Jahr 1993 gebauten und mit Asbest belasteten Gebäuden. Sind auch hier vereinfachte Verfahren gemäß TRGS 519, Nr. 2.9, möglich, ohne dass es beispielsweise zu Einhausungen und Errichtungen von Schleusenanlagen kommen müsste? Das will der Fachverband GFF BW herausfinden. Dass nun der baden-württembergische Landesverband tätig wird, während sich des Themas Asbest im Fensterkitt noch eine BIV-Taskforce unter der Leitung von Hermann Fimpeler, LIM Nordrhein-Westfalen und stellvertretender Bundesinnungsmeister, angenommen hat, hat indes nichts mit falschem Ehrgeiz zu tun.

Arbeitsgänge definieren

Die Kompetenzen seien schlicht so verteilt, erläutert Glasermeister Thomas Wagner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Böblingen. „Das Thema Fenstermontage gehört nach Karlsruhe als das Kompetenzzentrum für den Fensterbau.“ Wagner wird im Herbst gemeinsam mit Jan Eiermann, dem technischen Berater beim GFF BW, am 3. Nationalen Asbestdialog in Berlin teilnehmen. Auch hat er Vorarbeiten für den Fachverband geleistet, um das angestrebte Vereinfachungsverfahren für den Fenster- bzw. Türentausch auf den Weg zu bringen. Dazu gehörte es, die Arbeitsgänge auf der Baustelle zu definieren – insbesondere in Bezug auf Laibung, Boden und Sturz. „Es ist wichtig, das Thema prozessorientiert anzugehen“, sagt Wagner. „Das Ziel ist es, ein Verfahren zu entwickeln, das den Schutz der Mitarbeiter gewährleistet und handhabbar ist.“

Von der Theorie in die Praxis

Bis es so weit ist, wird es aber noch dauern. Im nächsten Schritt geht es erst einmal darum, entsprechende mit Asbest belastete Musterhäuser zu suchen, um dort in Praxisversuchen unterschiedliche Verfahren anzuwenden und zu erproben.

„Das Ziel ist es, ein Verfahren zu entwickeln, das einen Schutz der Mitarbeiter gewährleistet sowie für den Betrieb handhabbar ist.“

„Wir müssen wissen, wie hoch die Faserbelastung ist, die verschiedene Arbeitsprozesse hervorrufen. Erst auf dieser Basis lässt sich sagen, ob und wie ein Vereinfachungsverfahren umsetzbar ist“, sagt Wagner. Hinauslaufen könnte es zum Beispiel darauf, dass der Monteur das Altfenster ohne Fräsen auszubauen hat. Ebenfalls denkbar sei, dass freischwebende Asbestfasern als Schutzmaßnahme mit flüssigen Stoffen gebunden werden müssen. Das ist aber alles Theorie. Bis es zu den praxisbezogenen Messreihen gekommen ist, sind belastbare Aussagen zum Inhalt eines möglichen vereinfachten Verfahrens laut Wagner nicht möglich.

Weiterbildung ist wichtig

Was dagegen feststeht: Fachbetriebe, die in der Sanierung tätig sind, werden nicht umhinkommen, einen Sachkundelehrgang nach TRGS 519, Anlage 4c, zu absolvieren (sog. kleiner Asbest-Schein). Nicht nur dürfen sie dadurch emissionsarme Verfahren anwenden – sie dürfen auch Proben nehmen. Wichtig ist das vor dem Hintergrund, dass der Fensterbauer nur weitergehende Maßnahmen ergreifen muss, wenn auch tatsächlich Asbest vorhanden ist. Wie stark Gebäude belastet sind, ist ungewiss. Für den süddeutschen Raum sieht Wagner beispielsweise den Laibungsputz als unkritisch an, im Gegensatz zu den Bodenbelägen im Bundesgebiet. „Definitive Sicherheit gibt die Beprobung“, sagt der Fachmann.

Dass sich Betriebe mit dem Thema Asbest auseinandersetzen müssen, sieht Wagner nicht nur als lästige Pflicht. „Wenn Fensterbauer sich diesbezüglich weiterbilden, heben sie sich von anderen Betrieben ab“, sagt Wagner. „Sie zeigen ihrem Kunden, dass sie mit dem Thema umzugehen wissen.“