Risikolage unverändert Aluminiumindustrie rechnet mit leichter Konjunkturdelle in 2019

Die Entwicklung der Aluminiumkonjunktur in Deutschland verlief in der ersten Jahreshälfte 2019 uneinheitlich, berichtet der Gesamtverband der Aluminiumindustrie (GDA). So mussten die Aluminiumproduzenten (-5,6 Prozent) und Weiterverarbeiter (-5,4 Prozent) ihre Produktion im 1. Halbjahr 2019 reduzieren, während die Halbzeughersteller ihre Produktion steigern konnten (+1,9 Prozent).

Die deutsche Aluminiumindustrie schränkt die Produktion in vielen Bereichen ein. - © GDA

Die Erwartungen für 2019 sind gedämpft: "Die konjunkturelle Abkühlung in Schlüsselindustrien macht sich auch in unseren Abrufzahlen bemerkbar, daher rechnen wir mit einem Rückgang der Produktion in unserer Industrie. Dieser wird aber zu einem Teil von der noch immer guten Baukonjunktur und einer erfreulichen Entwicklung im Verpackungsbereich aufgefangen", erklärte GDA-Geschäftsführer Marius Baader.

Die Konjunkturaussichten der Aluminiumindustrie sind derzeit zwar in vielen Produktbereichen eingetrübt, dennoch befindet sich die Branche mittel- bis langfristig auf einem soliden Wachstumspfad: "Die Nachfrage nach Aluminium wird global weiter zunehmen und auch in Deutschland ist der Bedarf anhaltend hoch. Die Vergangenheit hat zudem gezeigt, dass sich die deutsche Aluminiumindustrie trotz eines intensiver werdenden Wettbewerbs und einer sich abkühlenden Nachfrage gut behaupten konnte. Für dieses gute Abschneiden der deutschen Unternehmen ist maßgeblich ihr hohes Innovationspotenzial und ihre gute Wettbewerbsposition verantwortlich", ergänzt Christian Wellner, Geschäftsführendes Präsidialmitglied des GDA.

Produktionsentwicklung im 1. Halbjahr 2019 negativ

In Deutschland wurden laut GDA von Januar bis Juni 2019 rund 629.200 Tonnen Rohaluminium erzeugt. Die Herstellung von Rohaluminium teilte sich in diesem Zeitraum demzufolge auf 251.400 Tonnen Hüttenaluminium und 377.800 Tonnen Recyclingaluminium auf. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank die Produktion von Recyclingaluminium um 5,2 Prozent, während die Hüttenproduktion um 6,3 Prozent zurückging.

Die Produktion von Aluminiumhalbzeug stieg im Zeitraum Januar bis Juni 2019 mit 1,9 Prozent auf 1.275.400 Tonnen an. Erzeugt werden Walzprodukte, Strangpressprodukte, Leitmaterial sowie Drähte für die Automobilindustrie, die Bauwirtschaft, den Maschinenbau, die Verpackungsindustrie etc. Der mengenmäßig größte Teil der deutschen Aluminiumhalbzeugproduktion entfällt auf die Walzwerke. Die Produktion von Walzprodukten aus Aluminium betrug insgesamt 979.900 Tonnen. Dies ist ein Anstieg um 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Produzenten von Strangpressprodukten meldeten im 1. Halbjahr 2019 eine mit 282.400 Tonnen negative Produktionsentwicklung. Die beiden wichtigsten Märkte für Strangpressprodukte sind der Bau- und der Verkehrssektor. Der verbleibende Teil der Halbzeugproduktion (Leitmaterial sowie Draht) stieg um 3,1 Prozent auf 13.100 Tonnen.

In der Aluminiumweiterverarbeitung wurden in Deutschland von Januar bis Juni 2019 rund 185.100 Tonnen hergestellt. Das Produktionsvolumen verringerte sich damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,4 Prozent. Während die Produktion von Metallpulver sowie die Produktion von Folien und dünnen Bändern mit 3,7 bis 5,1 Prozent sank, ging die Produktion von Tuben, Aerosol- und sonstigen Dosen in Deutschland mit neun Prozent noch deutlicher zurück.

Lage und Ausblick: Risikolage unverändert

"Mit großer Sorge blicken wir auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Zum einen, weil dadurch nicht unerhebliche Mengen an Aluminiumprodukten auf den europäischen Markt umgeleitet werden, zum anderen, weil das Damoklesschwert eines raumgreifenden Protektionismus die Investitionstätigkeit vieler Branchen erheblich reduziert", erläutert Andreas Postler, Leiter Volkswirtschaft und Handelspolitik.

"Hinzu kommen weitere konjunkturbelastende Faktoren wie die Abkühlung der globalen Wachstumsdynamik, ein Anstieg der Wahrscheinlichkeit eines ungeregelten Brexit, ein tiefgreifender Strukturwandel der Automobilindustrie etc. Von dieser Entwicklung kann sich auch die deutsche Aluminiumindustrie nicht abkoppeln. Deshalb ist die Stimmung der Industrie derzeit gedämpft", fasst Postler zusammen.