Deutsche Aluminiumindustrie Aluminiumindustrie rechnet mit Konjunkturdelle

Die Deutsche Aluminiumindustrie schränkt Produktion im ersten Halbjahr 2020 in allen Bereichen ein und erwartet eine leichte Belebung im zweiten Halbjahr.

Gesamtverband der Aluminiumindustrie
Marius Baader ist der Geschäftsführer des Gesamtverbands der Aluminiumindustrie. - © Gesamtverband der Aluminiumindustrie

Die deutsche Aluminiumindustrie hat im ersten Halbjahr einen erheblichen Konjunktureinbruch zu verkraften. Die Erzeugung von Rohmetall sank um mehr als 14 Prozent, die Weiterverarbeitung und die Halbzeugproduktion jeweils mehr als 5 Prozent. "Die Coronakrise hat tiefe Löcher in die Bilanz des ersten Halbjahres gerissen. Die immensen Auswirkungen und die Wucht der Corona Pandemie zeigt unsere Ad-hoc-Mitgliederumfrage, die wir zum Ende des zweiten Quartals 2020 durchführten. Mit einem Anteil von 92 Prozent ist der Auftragsmangel die bedeutendste Produktionsbehinderung. Dieser Einbruch macht sich natürlich auch in unseren Abruf- und Produktionszahlen bemerkbar", erklärte GDA-Geschäftsführer Marius Baader. Viele Kundenbranchen, vor allem die Luftfahrt und die Automobilindustrie, verbuchten starke Umsatzeinbrüche. Viele Mitgliedsunternehmen mussten ihre Fertigung rasch reduzieren oder temporär ganz einstellen. Marius Baader weiter: "Die Bundesregierung hat sehr schnell Hilfspakete für die Unternehmen geschnürt. Die Reaktionsgeschwindigkeit hat den Unternehmen zu Beginn der Krise sehr geholfen."

Produktionsentwicklung im 1. Halbjahr 2020 negativ

In der Aluminiumindustrie ist der Bereich Rohaluminium vom Konjunktureinbruch am deutlichsten betroffen. Mehr als 14 Prozent Rückgang im ersten Halbjahr mussten die Produzenten verkraften. Die Recyclingunternehmen hatten am meisten zu leiden, deren Produkte vornehmlich beim Aluminiumformguss eingesetzt werden und damit zu 90 Prozent an der Entwicklung der Automobilindustrie hängen. Mit den Werksschließungen der OEM im zweiten Quartal ist auch hier die Produktion größtenteils zum Erliegen gekommen. Insgesamt beträgt der Rückgang im ersten Halbjahr zirka 30 Prozent.

Die Hersteller von Aluminiumhalbzeug mussten ihre Produktion um fünf Prozent einschränken. Die volumenmäßig dominierenden Produktbereiche – Walzprodukte und Strangpressprodukte – sind vom Konjunktureinbruch unterschiedlich betroffen. Die Produktion der Walzwerke ging aufgrund der stabilisierenden Effekte des Verpackungsmarktes lediglich um 2,6 Prozent zurück, während die Hersteller von Profilen, Stangen und Rohren ihre Produktion um mehr als 12 Prozent reduzieren mussten. Der Grund ist auch hier die starke Abhängigkeit von den Automobilwerken.

Produktionsdaten der deutschen Aluminiumindustrie (in Tonnen) 

  Jan.-Jun. 2019     Jan.-Jun. 2020   Veränderung ggü. Vorjahres-zeitraum
         
Hüttenaluminium 251.400   266.200 5,9 %
Recyclingaluminium 357.900   255.700 - 28,6 %
Aluminium gesamt 609.300   521.900 -14,3 %
         
Walzprodukte 979.800   954.400 - 2,6 %
Strangpressprodukte 282.300   247.100 - 12,5 %
Leitmaterial + Drähte 13.200   10.200 - 22,7 %
Aluminiumhalbzeug gesamt 1.275.300   1.211.700 - 5,0 %
         
Folien und dünne Bänder 145.700   137.600 - 5,6 %
Tuben / Aerosol- und sonstige Dosen 21.800   21.200 - 2,8 %
Metallpulver 17.100   16.300 - 4,7 %
Al-Weiterverarbeitung gesamt 184.600   175.100 - 5,1 %
         

Quellen: GDA und Statistisches Bundesamt; Daten teilweise vorläufig.

Die Entwicklung der Aluminiumweiterverarbeiter konnte sich dem negativen Trend ebenfalls nicht entziehen. Die Verpackungsmärkte sind zwar bisher deutlich besser durch die Krise gekommen, jedoch sind die Kapazitäten in den letzten Jahren am Standort Deutschland reduziert worden. Hierdurch fällt die deutsche Produktionsentwicklung hinter die eigentliche Marktentwicklung zurück.

Ausblick: leichte Erholungstendenzen / handelspolitische Lage angespannt

Für die zweite Jahreshälfte ist der Ausblick etwas positiver: Die Automobilindustrie zeigt erste leichte Erholungstendenzen. Die Bauwirtschaft, eine der wichtigsten Kundenbranchen, hat deutlich geringere Rückgänge als erwartet zu verbuchen. Die Mitglieder des GDA rechnen mit einer leichten Erholung in der zweiten Jahreshälfte, allerdings bleibt das Produktionsvolumen des Jahres 2019 auf absehbare Zeit noch außer Reichweite. "Mit großer Sorge blicken wir auf den zunehmenden Handelskonflikt zwischen Europa und China. China hat in den letzten Jahren eine enorme Menge an Überkapazitäten aufgebaut. Erhebliche Teile hiervon drängen in die Europäische Union. Deshalb hatte die EU bereits im Februar 2020 eine Antidumpinguntersuchung zu Aluminium-Strangpressprodukten mit Ursprung in China eingeleitet. Hinzu gekommen ist aktuell (August 2020) eine neue Untersuchung von bestimmten Aluminium-Walzprodukten, welche den größten Teil der Aluminiumimporte ausmachen. Auch China muss sich an die globalen Regeln des freien und fairen Handels halten. Deshalb begrüßen wir die Überprüfung des Verhaltens der chinesischen Aluminiumindustrie", erläutert Andreas Postler, Leiter Volkswirtschaft und Handelspolitik.

Die mittelfristige Perspektive für die Aluminiumindustrie bleibt weiterhin sehr gut: "Die Nachfrage nach Aluminium wird global weiter zunehmen und auch in Deutschland ist der Bedarf anhaltend hoch. Der Werkstoff bietet innovative Lösungen für die Fragen der Zeit. Und der Standort Deutschland ist hochwettbewerbsfähig und leistungsstark. Dafür sind maßgeblich ihr hohes Innovationspotenzial und technische Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich", ergänzt GDA-Geschäftsführer Marius Baader.