Weitere Ursache für Wurmsprünge Altes Rätsel, neue Lösung

Jürgen Sieber ist einem wichtigen Thema auf der Spur: dem Wurmsprung. Der Glasermeisterund ö.b.u.v. Sachverständige machte GFF darauf aufmerksam, dass er eine weitere Ursache für die Entstehung des Schadens gefunden hat.

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    © Sieber
    Wurmsprung in einer großen Isolierglasscheibe
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    Auf dem Bild ist ein Wurmsprung zu erkennen. Es handelt sich aber um mehrere Risse auf hintereinanderliegenden Scheiben, die exakt die identischen Abmessungen aufweisen und sich an der gleichen Position befinden.

Beim Wurmsprung handelt es sich um einen Schaden, der bei sehr großen Isolierglasscheiben innerhalb der Scheibenfläche auftritt. Er beginnt nie an der Glaskante. In dem Fachbuch „Glasschäden – Oberflächenbeschädigung, Glasbrüche in der Theorie“, das bei GFF-Herausgeber Holzmann Medien erschienen ist, hat Autor Ekkehard Wagner den Ursprung des schlangen- oder wurmartigen Risses bereits umfassend untersucht. Als Ursachen gibt er z.B. eine starke punktuelle Erwärmung in der Scheibenfläche oder das ruckartige Aufstellen der Scheibe aus der Waagerechten in die Senkrechte an.

Neue Ursache entdeckt

Glasermeister Jürgen Sieber hat nun eine weitere Schadensquelle ermittelt: nämlich den Transport. Er stellte fest, dass er in der Vergangenheit immer häufiger besonders dann auf Wurmsprünge stieß, wenn das Glas durch eine Spedition und nicht durch Fahrer des Isolierglaswerks angeliefert wurde. „Bei der Beförderung auf Transportböcken stehen die Glasscheiben als Pakete auf den einzelnen Seiten des Gestells“, erklärt Sieber. „Diese Böcke werden in aller Regel quer auf den Lkw transportiert.“

Die Scheiben werden dem Glasermeister zufolge dabei entweder mit Stangen oder mit Bändern gehalten. „Sind größere Isolierglasscheiben nur jeweils im Außenbereich gesichert und in der Mitte des Glaspakets keine Stange oder Gurt für die Sicherung angebracht, wird bei einer starken Bremsung des Lkw das Gewicht jener Pakete, die in Richtung der Fahrerkabine orientiert sind, nach vorne gezogen“, sagt er. Die Glasscheiben auf der hinteren Seite des Transportbockes würden jedoch in ebendiesen gedrückt. Sind große Scheiben dann nur seitlich gesichert, biegen sie sich laut Sieber mittig durch: „Es entsteht eine Zugspannung in der Mitte der Glasscheibe, die zu einem Anriss in der Scheibenmitte führen kann.“

Auf die richtige Fährte führten Sieber Wurmsprünge an drei verschiedenen Türscheiben, die sich alle auf der gleichen Seite desselben Transportbocks befunden hatten. „Die Wurmrisse verliefen sämtlich millimetergenau auf der identischen Position mit gleicher Länge“, sagt der Sachverständige zur GFF. Er stellte sich die Frage, wie wahrscheinlich es wohl ist, dass in drei ähnlichen Fällen der gleiche Schaden an der identischen Stelle auftritt. Es ist eben das: unwahrscheinlich.

„Bei drei unterschiedlichen Türscheiben befanden sich die Risse millimetergenau an der gleichen Position mit identischer Länge.“

Sieber hat eine weitere Quelle für ein Problem entdeckt, das höchstwahrscheinlich sowohl Isolierglashersteller als auch viele seiner Kollegen betrifft. Eine neue Schadensursache ist damit gefunden, eine Lösung muss nun folgen.