Modernste Wasserlackfabrik Europas Adler setzt neue Maßstäbe bei der Lackproduktion

Der österreichische Lackhersteller Adler hat an seinem Firmensitz in Schwaz in Tirol eine neue Wasserlackfabrik und ein neues Logistikzentrum eingeweiht. Das Unternehmen rüstet sich sofür die Herausforderung Industrie 4.0.

70 Edelstahltanks, 80 Kilometer an Kabeln und Leitungen: Adler hat in Schwaz in Tirol die nach eigenen Angaben modernste Wasserlackfabrik Europas eingeweiht. - © asd

Als Meilenstein in der Unternehmensgeschichte und ein Generationenprojekt bezeichnete Adler-Geschäftsführerin Andrea Berghofer vor mehr als 200 Ehrengästen die Errichtung der neuen Produktions- und Logistikanlagen. In diese hat das Unternehmen jeweils 30 Millionen Euro investiert. „Wir überprüfen regelmäßig unsere strategische Ausrichtung. Mit der neuen Fabrik und dem neuen Logistikzentrum stellen wir uns den Herausforderungen von Digitalisierung und Automation, sprich der Industrie 4.0“, sagte Berghofer. Nach der feierlichen Einweihung der Anlagen ging es auf eine Erkundungstour durch die hochmodernen Hallen.

Molch und Module für mehr Effizienz

Als erste Baustufe im Zuge des Projekts Adler 2020 entstand in den Jahren 2016 und 2017 die neue Adler-Wasserlackfabrik. In dieser will das Unternehmen künftig bis zu 30.000 Tonnen umweltfreundlicher Wasserlacke pro Jahr herstellen. „Mit dieser Produktionsanlage setzen wir neue Maßstäbe in der Lackherstellung“, sagt Andreas Knapp, der die Errichtung der Fabrik als Projektleiter koordinierte. Mehr als 70 Edelstahltanks sind dort installiert, 4.000 Ventile eingebaut und mehr als 80 Kilometer an Kabeln und Leitungen verlegt. Für Flexibilität, Effizienz und Qualität in der Produktion sorgen laut Knapp die Hightech-Prozesssteuerung, die moderne Anlagentechnik und das neue modulare Produktionsverfahren mit Halbfertigprodukten. „Dadurch produzieren wir deutlich größere Mengen in geringerer Zeit und sparen um bis zu 30 Prozent Energie ein.“

Zentraler Baustein sind dabei die 13 Molchleitungen mit einer Gesamtlänge von zwei Kilometer. Der sog. Molch überträgt exakt die richtige Menge an Wasser, Bindemittel oder fertigem Lack von einem Tank zum anderen und reinigt gleichzeitig die Leitung. Das garantiere schnelle und flexible Abläufe und minimiere Materialverluste. Die Steuerung der neuen Anlage erfolgt über mobile Touchscreens durch ein modernes Prozessleitsystem. Zehn bis 15 Produktionschargen stellt das neunköpfige Team so täglich her.

Selbstfahrende Transportfahrzeuge

Ist der Lack fertig produziert und geprüft, wandert er in der Abfüllanlage in die verschiedenen Gebinde. Über ein vollautomatisches Fördersystem gelangen diese direkt in das neu errichtete Hochregallager, wo sie auf ihre Auslieferung warten. Das Hochregallager mit Platz für zirka 3.800 Tonnen an Farben und Lacken ist Bestandteil des neuen Logistikzentrums, das in den Jahren 2017 und 2018 als zweite Baustufe im Zuge des Projekts Adler 2020 entstand. In seinem Inneren beherbergt das Lager 20 Regale mit einer Höhe von zirka 30 Meter, die Platz für zirka 15.200 Paletten mit Fertigwaren bieten. Vollautomatische Regalbediengeräte entnehmen die Paletten aus den Lagerplätzen und transportieren sie in den Kommissionierbereich – zirka 480 Paletten pro Stunde können aus- und wieder eingelagert werden. Über ein Fördersystem mit Rollenbändern und selbstfahrenden Transportfahrzeugen ist das Lager mit den beiden Produktionshallen verbunden. An der Schnittstelle zwischen diesen beiden Hallen befindet sich das neue Qualitätslabor. Die Adler-Produkte unterliegen einer strengen Qualitätskontrolle.

Geprüfte Qualität

Jede Charge Lack, Beize oder Wandfarbe testet das Team auf Viskosität und Dichte, Verlauf und Trocknungsverhalten, Farbton und Glanzgrad hin. Auch die angelieferten Rohstoffe werden untersucht. Ausgestattet ist das Labor mit einem Begutachtungsraum, der die Prüfung von Mustern unter verschiedenen Lichtquellen erlaubt, einem Farbmetrik-Computer und zahlreichen anderen Prüfeinrichtungen. Auch eine kleine Anwendungstechnik steht zur Verfügung: Mit Spritzraum und Trockenkanal ist es möglich, die Lacke dort unter Praxisbedingungen zu testen.

In der nächsten Ausgabe lesen Sie ein Interview mit Dr. Albert Rössler, Leiter Forschung und Entwicklung, über das neue modulare Produktionsverfahren, selbstheilende Beschichtungen und die Trends der Zukunft.