Alarmgläser ergänzen mechanischen Einbruchschutz 100 Prozent Sicherheit? So kommen Sie nahe ran

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Ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis beflügelt einen Klassiker: Einst ein Spezialprodukt, bestimmen Alarmgläser heute zunehmend die aktuellen Standards in der Gebäudesicherung. Technikexperte Peter Gahr erläutert Details zu Funktionsprinzip und Montage.

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    © Saint-Gobain Glass
    Der typische Krümelbruch von ESG bewirkt, dass die Alarmschleife an jeder Stelle der Scheibe zerstört wird.
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    Üblicherweise wird die Alarmschleife entlang des Randverbunds aufgebracht.
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    Ein Alarmglas lässt sich fast immer realisieren – vom einfachen Verbundsicherheitsglas bis hin zu einer Dreifach-Isolierverglasung.

Vorab: Die Zahl der Einbrüche in Deutschland nimmt stetig ab. Die polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet besonders bei Wohnungseinbrüchen deutliche Rückgänge von teilweise mehr als 20 Prozent. Dies liegt zum Teil am erhöhten Fahndungsdruck der Polizei, aber auch an deren Aufklärungskampagnen. Denn: Immer mehr Eigentümer bringen zusätzliche Sicherungen an Fenstern und Türen an. Mittlerweile werden fast 50 Prozent aller Einbrüche abgebrochen.

Die Kombination macht’s

Mechanische Schutzmaßnahmen wie verstärkte Fenster- und Türenrahmen, Hochschiebesicherungen für Rollläden, Pilzkopfverriegelung oder ein Querriegelschloss bieten den primär höchsten Schutz: Sie halten den Einbrecher auf. Erst wenn das Aufhebeln von Fenstern und Türen scheitert, geht er die vermeintliche Schwachstelle Glas an. Dies muss schnell gehen, in der Regel werden die Scheiben eingeschlagen. Bei Alarmgläsern löst bei Glasbruch sofort ein elektronischer Alarm aus, so dass der Einbruchversuch in der Regel unterbunden wird. Alarmgläser kombinieren mechanischen mit elektronischem Einbruchschutz. Solche Kombinationen stufen Polizei und Versicherungen als die sichersten Systeme ein.

Eingebrannte Sicherheit

Das Funktionsprinzip von Alarmglas ist einfach. Auf der Glasscheibe wird eine elektrische Leiterbahn aufgebracht und über die Alarmanlage mit einem Strom von weniger als 0,1 Ampère beschickt. Bei Unterbrechung dieser Leiterbahn löst der Alarm aus. Hierbei macht sich eine besondere Eigenschaft des ESG-Glases bezahlbar: ESG-Glas bricht immer über die gesamte Fläche. Das typische Bruchbild, den sog. Krümelbruch, kennen viele von zerbrochenen Autofrontscheiben. Soll bei Bruch eine Leiterbahn unterbrochen werden, muss diese deshalb nicht über die gesamte Glasfläche verlaufen, wie man es von älteren Verbundscheiben mit Alarmdraht kennt. Das typische Bruchverhalten von ESG bewirkt, dass die Alarmschleife an jeder Stelle der Scheibe zerstört und infolgedessen der Alarm ausgelöst wird. Ein weiterer Vorteil: Unabhängig von der jeweiligen Scheibengröße hat die Alarmschleife immer die gleiche Größe. Dies vereinfacht die Auslegung der Alarmanlage enorm, für jedes Alarmglas gilt immer der annähernd gleiche ohmsche Widerstand. Dieser liegt je nach Ausführung zwischen einem und sechs Ohm. Üblicherweise wird die Alarmschleife entlang des Randverbunds aufgebracht, wo sie später durch die Glasklemmleiste abgedeckt wird. Ist eine optische Abschreckung erwünscht, lässt sich zusätzlich ein entsprechender Dummy aufbringen.

Das Aufbringen der Leiterbahn ist in den Herstellungsprozess der ESG-Gläser integriert. Bevor das Floatglas im abschließenden Prozess bei zirka 600 Grad Celsius zu ESG thermisch vorgespannt wird, wird die Leiterbahn als keramische Farbe über ein Transferbild entlang einer Glaskante aufgelegt. So eingebrannt und zusätzlich durch den Scheibenverbund abgedeckt, ist eine Zerstörung nur noch durch Glasbruch möglich. Ein geringer Silberanteil in der Keramikfarbe bewirkt, dass der Aufdruck stromleitende Eigenschaften erhält. Der Einbau von Verglasungen mit Securit Alarm von Saint-Gobain Glass darf nach den Zulassungsbestimmungen nur in Rahmenkonstruktionen erfolgen.

Was es bei der Montage von Alarmgläsern zu beachten gilt

Möglich sind hierbei nahezu alle Ausführungen – über Einfach-Verbundglas bis hin zu Mehrfach-Isolierverglasungen. Einzige Vorgabe: Ein ESG-Glas als alarmgebende Scheibe muss integriert sein. Diese wird im Regelfall als erste Scheibe der Angriffsseite angeordnet. Die Alarmschleife liegt gut geschützt auf der Position 2 des Isolierglases, also an der Innenseite der Außenscheibe. Für den Einbau sind die allgemeinen Verglasungsrichtlinien von Saint-Gobain Glass maßgebend. Diese orientieren sich an den gültigen DIN- und EN-Normen sowie technischen Richtlinien der Fachverbände und Institute. Die Verklotzung ist entsprechend den Vorgaben so zu setzen, dass beim Bruch der Scheibe das sichere Auslösen des Alarms nicht behindert wird. Die genauen Anforderungen kennen die Flachglas-Experten von Climaplus Securit, dem Partnernetzwerk von Saint-Gobain. Für den elektrischen Anschluss wird von der Alarmschleife bereits werksseitig ein 30 Zentimeter langes Anschlusskabel von der Scheibe geführt.

Einfache Handhabung dank Steckverbindungen

Am Ende sitzt eine Flachstecker-Buchse, passend zu den Verbindungssteckern der Verlängerungskabel. Die Verbindungstechnik über zuverlässige Steckverbindungen vereinfacht die Anwendung und Handhabung des Alarmglases deutlich. Die Steckverbindungen verlegt der Monteur im Glasfalzraum. Wegen der Kondensationsgefahr sollte dies vorzugsweise im senkrechten Glasfalzraum erfolgen. Zwischen Falzgrund und Glaskante ist ein Mindestabstand von fünf Millimeter nötig. Damit die Steckerverbindungen sowie Kabel mechanisch nicht belastet werden, ist das Kabel nach und vor dem Stecker schleifenförmig im Falz zu verlegen. Das Steckersystem und die Verlängerungskabel zum Anschluss an das Meldesystem sind Bestandteil der Zulassung.

Keine Wartung erforderlich

Einmal eingebaut, ist für die Funktion der Alarmgläser keine Wartung erforderlich. Durch die geschützte Lage im Scheibenzwischenraum oder im Folienverbund von Verbundsicherheitsglas sind eine unbeabsichtigte Beschädigung und damit ein Fehlalarm ausgeschlossen. In Kombination mit mechanischen Sicherungsmaßnahmen bietet Alarmglas einen nahezu unüberwindbaren Schutz gegen ungebetene Eindringliche.