Pfänder Fensterbau, Beuren (BW) – Handwerk im Porträt Wenn der Vater mit dem Sohne

Christoph Pfänder (29) hat sich entschieden, den gleichnamigen elterlichen Fensterbaubetrieb im baden-württembergischen Beuren unweit der Schwäbischen Alb weiterzuführen: GFF war vor Ort und hat mit der Familie über Erbschaftssteuern und Investitionen in die Zukunft gesprochen.

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    Christoph, Karin und Helmut Pfänder: Dieses Teamplay in der Familie garantiert dem Betrieb in Beuren mittelfristig eine gute Perspektive als handwerklicher Produzent und Dienstleister mit starkem regionalem Bezug.
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    Handwerksqualität von Pfänder genießt in den umliegenden Kommunen einen ausgezeichneten Ruf; von den 16 Mann Personal arbeiten elf in der Produktion.
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    Diesen griechischstämmigen Mitarbeiter hat der Betrieb bestens integriert – Zitat Helmut Pfänder: „Er kann heute Deutsch und Schwäbisch.“

Natürlich kann man über die Neuregelung der Erbschaftssteuer geteilter Meinung sein. Wer von der Vorgängergeneration den Betrieb übernimmt, dessen Einkünfte ja permanent versteuert wurden, und in den Genuss der möglichen Erleichterungen kommen will, muss über eine Zeitspanne von sieben Jahren die Lohnsumme auf dem gleichen Level halten; ohne zu wissen, wie sich unterdessen die Einnahmeseite entwickelt. Gleichwohl hat die Situation für Karin (57), Helmut (60) und Christoph Pfänder (29) ihr Gutes.

Nicht zuletzt unter dem Eindruck des fiskalisch Gebotenen regelte die Familie zum Jahresende den Übergang von Pfänder Fensterbau in die Hände von Christoph Pfänder, der neben der Ausbildung zum Glaser in der Fachrichtung Fensterbau und der Meisterprüfung an der Fachschule des GFF BW in Karlsruhe – natürlich ist der Betrieb Mitglied, Vater Helmut vertritt als Delegierter die Glaserinnung Esslingen-Göppingen – eine Ausbildung im Bereich Metallbau/Konstruktionstechnik mitbringt.

Nachfolgeregelung eingetütet, den Betrieb neu aufgestellt

Vor unserer Filmkamera (siehe das Video auf www.gff-magazin.de) gewährt der 29-Jährige Einblick in den Prozess, der einer Entscheidung mit dieser Tragweite vorausgeht: „Es ist nicht so, dass ich sagen könnte, ich hätte mich am Tag X entschieden. Aber ich habe nach der Ausbildung eben gespürt, dass ich in den Betrieb reinwachse, da haben wir irgendwann in der Familie konkret darüber gesprochen.“ Karin Pfänder, die Frau des Hauses, die während der zurückliegenden Jahre und Jahrzehnte im Büro die Fäden in der Hand hielt, bewertet im Gespräch das Aufrücken des Sohnes in die Verantwortung als Voraussetzung für einige strategische Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit: „Natürlich war die Tatsache, dass es mit dem Betrieb weitergeht, eine Voraussetzung für Investitionen wie z.B. vor geraumer Zeit in die Conturex. Anderenfalls hätte das ja keinen Sinn ergeben.“

Zusatzleistungen verschenken? Nicht hier!

Für Helmut Pfänder („Ehe die CNC eingefahren war, hat es gedauert, bis die Ergebnisse meinen Ansprüchen an die Präzision genügt haben“) ist es bei der Aufstellung des Betriebs mit zwei Millionen Euro Umsatz für die Zukunft entscheidend, die Stärken des Handwerks – schnelle Reaktionsfähigkeit und Flexibilität („Da schlagen wir die Großen problemlos“) – mit individueller Beratungsqualität zu verbinden. Was das Thema Mehrwert anbelangt, ist der Chef, der stolz ist auf seinen kaufmännischen Hintergrund, nicht erst seit der Teilnahme an Siegenias Initiative Raumkomfort überzeugt, dass die Fensterbranche zu viele Zusatzleistungen verschenkt: „Wir haben es im Markt leider jeden Tag mit Wettbewerbsangeboten zu tun, bei denen Mehrwertpotenziale wie hinsichtlich verdeckt liegender Beschläge ungenutzt bleiben. Das macht es für uns nicht einfacher.“ Das Rezept des 60-Jährigen lautet: Beratungsqualität; dass der Dialog mit den Kunden nicht selten erst nach den klassischen Bürozeiten möglich und Erfolg versprechend ist – geschenkt.

Es könne nicht sein, dass die Anforderungen steigen würden, aber der Preis nach unten gehe; gerade erst unterlagen Pfänder Fensterbau und einige vergleichbar aufgestellte Betriebe in einer Ausschreibung einem unrealistisch günstigeren Mitbewerber: „Wenn alle um die 160.000 Euro liegen und einer kommt mit 95.000 Euro, dann hat das seine Gründe.“

Doch das Lamentieren ist nicht Sache des Innungsbetriebs: Gerade haben die Pfänders mit ihren Mitarbeitern 120 Elemente in ein Objekt für betreutes Wohnen geliefert, inklusive vier Schiebetüren; und waren vor der Zeit fertig. „Wir produzieren heute IV68, IV80 und IV92, in Holz und Holz/Alu. Und haben keine acht Wochen Lieferzeit, wie sie große Hersteller teils aufrufen“, sagt der Seniorchef, der auch nach dem Jahreswechsel einige Anteile behalten hat. Wie gesagt, die Gewissheit des Betriebsübergangs auf den Sohn hat bei Pfänder die Weichen gestellt, um auch 2017 – das Jahr beginnt mit dem Messebesuch der Bau in München – in der richtigen Richtung unterwegs zu sein: Im Frühjahr laufen die Arbeiten an einem neuen, zeitgemäß großzügig gestalteten Showroom an, für den im Verbund mit neuen Lagermöglichkeiten dann 160 Quadratmeter auf dem Betriebsgelände zur Verfügung stehen. Laut Helmut Pfänder sind in den neuen Räumlichkeiten u.a. Weiterbildungen für Architekten in der Region angedacht. Schön, wenn eine Familie ihre regionale Marke gemeinsam in die nächste Generation führt!